ZDF-Magazin "Frontal 21": Kinder und Jugendliche durch exzessiven Medienkonsum immer dümmer /Kriminologe und Hirnforscher schlagen Alarm
Mainz (ots)
Kinder und Jugendliche, die in großem Umfang Fernsehen, Videos und Computerspiele konsumieren, laufen in die Gefahr eklatanter Leistungseinbrüche in der Schule. Zu diesem Ergebnis kommen jüngste Erhebungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KfN) zum Thema "Medienverwahrlosung als Ursache von Schulversagen und Jugendkriminalität", die dessen Leiter, Professor Christian Pfeiffer im ZDF-Magazin "Frontal 21" am Dienstag, 30. November 2004, 21.00 Uhr, präsentiert.
Erste Untersuchungen des KfN in den Bundesländern Bayern, Hessen und Niedersachsen haben ergeben, dass mittlerweile jeder zweite Junge im Alter von zehn Jahren die ganze Palette von Fernsehgerät, Computer, Play Station und DVD-Recorder im eigenen Kinderzimmer stehen hat. Laut Selbstauskunft der befragten Kinder und Jugendlichen bedeutet dieser Besitz im Schnitt mindestens zwei Stunden mehr an täglichem Medienkonsum als bei Kindern, die nicht unmittelbar über diese Geräte verfügen.
Wie Prof. Pfeiffer gegenüber "Frontal 21" betonte, spiegelt sich der überproportionale Besitz dieser Geräte bei Jungen in einer massiven Auseinanderentwicklung der Schulleistungen bei Jungen und Mädchen in den vergangenen zehn Jahren. So hat sich das Verhältnis der Schulabbrecher zwischen Jungen und Mädchen von 52 Prozent zu 48 Prozent im Jahr 1990 auf 64 Prozent zu 36 Prozent entwickelt. Auch bei den Weiterempfehlungen für höhere Schulen, dem Sitzenbleiben und dem Schuleschwänzen geht die Schere zwischen Mädchen und Jungen signifikant auseinander.
Pfeiffers Studien werden gestützt von neuen Forschungserkenntnissen der Hirnforschung über den Zusammenhang von Medienkonsum und Lernverhalten, die der Leiter des Leibniz-Instituts für Neurobiologie in Magdeburg, Prof. Henning Scheich, in "Frontal 21" darlegte. Demnach kann sich das in der Schule Gelernte dann nicht im Gehirn festsetzen, wenn es von den Fernseh- und Videobildern der Computerspiele, die in den gleichen Gehirnarealen landen wie der Schulstoff, ständig überlagert wird.
"Wenn dieser Überlagerungseffekt durch stundenlangen Medienkonsum am Nachmittag, wenn der am nächsten Tag zu ein paar Prozent weniger Gedächtnisfixierung von diesem Schulinhalt geführt hat - und das summiert sich über Tage, Wochen, Monate auf -, dann können Sie mit Sicherheit erwarten, dass so jemand in seinen Schulleistungen gegenüber früher abfällt", sagte Scheich gegenüber "Frontal 21".
Auf der Grundlage der bisherigen Erkenntnisse wird das KfN im kommenden Jahr eine bundesweite Schülerbefragung durchführen, die mit mindestens 20000 Teilnehmern die bisher größte Forschungsarbeit in Europa zum Thema Medienverwahrlosung bei Kindern und Jugendlichen sein wird.
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