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Donnerstag, 27. Januar 2004, 22.45 Uhr , Berlin Mitte

Mainz (ots)

Donnerstag, 27. Januar 2004, 22.45 Uhr
Berlin Mitte
mit Maybrit Illner
Thema: "Zwischen Staatsakt und Stammtisch: Wie stark sind die neuen
Nazis?"
Gäste: Otto Schily (SPD), Bundesinnenminister
Georg Milbradt (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen
Paul Spiegel, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland
Jörg Fischer, NPD-Aussteiger
Michael Seewald, Abiturient
Die NPD brauchte keine 100 Tage, um im Landtag ihr wahres Gesicht zu
zeigen: das einer rechtsextremen Kadertruppe. Sie hatte das Gedenken
zum 60. Jahrestag der anglo-amerikanischen Bombenangriffe auf Dresden
am 13. Februar 1945 zum Landtagsthema gemacht und es kam, wie es
kommen musste: Fraktionschef Holger Apfel nannte die Alliierten nun
"Massenmörder" und das Ende des Krieges am 8. Mai 1945 die
"vermeintliche" Befreiung Deutschlands. Der NPD-Abgeordnete Jürgen
Gansel sprach sogar vom "Bomben-Holocaust" gegen Dresden.
Späte Einsichten sind nun als Reaktion auf den Eklat zu
hören: "Diese Leute sind unvergleichlich ernster zu nehmen als die
DVU vor Jahren in Sachsen-Anhalt." Für den sächsischen SPD-
Fraktionschef Cornelius Weiss ist die NPD sogar "auf ekelhafte Weise
intelligent".
Der NPD-Eklat im sächsischen Landtag und die Diskussion um seine
Folgen fällt wie zufällig in die Zeit des Gedenkens an die Befreiung
des Konzentrationslagers Auschwitz vor 60 Jahren. Bundeskanzler
Schröder forderte nun die Prüfung eines neuen NPD-
Verbotsantrages. "Es ist gemeinsame Pflicht aller Demokraten, der
widerlichen Hetze der Neonazis und den immer neuen Versuchen, die
Nazi-Verbrechen zu verharmlosen, entschieden entgegenzutreten", so
Schröder. Die sächsische Staatsregierung hält die Voraussetzungen
für ein neues NPD-Verbotsverfahren derzeit für nicht gegeben. Für
Justizminister Geert Mackenroth (CDU) ist es zudem ein großer
Fehler, die NPD nur juristisch bekämpfen zu wollen. Dies sei
vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ähnlich sieht dies
auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD): "Politische
Auseinandersetzung mit den Neonazis heißt, ihren Tiraden und Parolen
zu widersprechen und sie in der Sache zu widerlegen. Die Menschen,
die sich von den Neonazis verführen lassen, müssen in ihrer
Unsicherheit ernst genommen werden."
Doch Fazit ist: Die Rechtsextremen sind zu neuer Stärke gekommen,
weil die Zahl ihrer Anhänger und Wähler zugenommen hat. Und Wähler
kann man nicht verbieten. Frage ist daher: Warum haben sie den
demokratischen Parteien den Rücken gekehrt? Und wie lässt sich das
wieder ändern?
Sollte man die NPD verbieten? Wie groß ist der Rückhalt
rechtsextremer Parteien in Deutschland eigentlich? Welche Mittel hat
die Demokratie gegen ihre Feinde? Diese und andere Fragen diskutiert
Maybrit Illner mit ihren Gästen.

Rückfragen bitte an:

Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120

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