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Freitag, 15. April 2005, 5.30 Uhr, ZDF-Morgenmagazin

Mainz (ots)

Freitag, 15. April 2005, 5.30 Uhr
ZDF-Morgenmagazin
Wolfgang Herles gibt Buchtipps
Aus dem umfangreichen Frühjahrsprogramm der Verlage hat Wolfgang
Herles lesenswerte Neuerscheinungen ausgewählt und stellt sie
im "ZDF-Morgenmagazin" am Freitag, 15. April 2005 um 6.20 Uhr und um
8.50 Uhr vor:
V. S. Naipaul: "Magische Saat", Roman, Claassen, 320 Seiten
Willie Chandran hat seinen Platz im Leben noch nicht gefunden. In
Indien geboren, lebt er in Berlin bei seiner Schwester und lässt
sich lethargisch treiben – ohne Job und Geld. Als seine
Aufenthaltsgenehmigung abläuft, beschließt er nach Indien
zurückzukehren. Er will sich einer Rebellengruppe anschließen, um
für die Armen zu kämpfen. Doch bei seiner Ankunft in der indischen
Provinz ist die Enttäuschung groß, er merkt, wie weit er sich von
der Lebensart seines Volkes entfernt hat. Naipaul beschreibt mit
feiner Ironie einen Mann, der nirgends dazugehört. Der 72-jährige
Nobelpreisträger hat verkündet, dass dies sein letzter Roman sein
wird.
Henning Mankell: "Tiefe", Roman, Zsolnay, 365 Seiten
Schweden im Ersten Weltkrieg. Der Marineoffizier Lars bekommt den
geheimen Auftrag, vor Stockholm neue Fahrwasser für Kriegsschiffe
auszuloten. Dabei lernt er auf einer entlegenen Insel Sara kennen
und verliebt sich in sie. Sie verbringen eine leidenschaftliche
Zeit, doch Lars ist verheiratet. Widerwillig fährt er zu seiner Frau
zurück und denkt doch nur an Sara. Um sie wiederzusehen, schreckt er
vor nichts zurück – selbst nicht vor Verrat am eigenen Land. Präzise
und stilsicher lotet Erfolgsautor Henning Mankell die Abgründe der
menschlichen Seele aus. Kein Krimi und doch das brillante
Psychogramm eines Mörders. Ein Mankell, der überrascht!
Peter Schneider: "Skylla", Roman, Rowohlt Berlin, 320 Seiten
Zum ersten Mal verbringen die Brenners ihren Urlaub in Latium
zwischen Rom und Neapel. Sofort verlieben sich Anwalt Leo und seine
Frau Lucynna in die karge Hügellandschaft. Spontan kaufen sie ein
Stück Land, um ein Haus zu bauen. Dabei entdecken sie ein Mosaik mit
der Skylla, dem Ungeheuer aus der Odysseus-Saga. Doch das antike Bild
wird gestohlen. Lucynna beginnt fieberhaft nach dem Mosaik zu suchen.
Leo fängt an, seine Frau zu fürchten, die dem antiken Ungeheuer
Skylla immer ähnlicher wird. Äußerst unterhaltsam verbindet Peter
Schneider Krimi, Mythos und Milieustudie zu einem spannenden
Italien-Roman.
Uwe Tellkamp: "Der Eisvogel", Roman, Rowohlt Berlin, 320 Seiten
Wiggo Ritter bringt als Bankierssohn eigentlich die besten
Voraussetzungen für eine steile Karriere mit. Doch in die Fußstapfen
seines Vaters will er nicht treten, lieber hält er sich als
promovierter Philosoph mit skurrilen Gelegenheitsjobs über Wasser.
Als Wiggo die charismatischen Geschwister Mauritz und Manuela kennen
lernt, nimmt sein Leben eine rapide Wendung. Hinter dem perfekt
getarnten Duo verbirgt sich eine terroristische Gruppe, die die
"schlaffe Demokratie" stürzen und eine neue konservative Elite an die
Macht bringen will. Fasziniert schließt sich Wiggo ihnen an. Ein
furios geschriebener Gesellschaftsroman des ehemaligen Mediziners Uwe
Tellkamp, der 2004 den renommierten Ingeborg-Bachmann- Preis gewann.
Orhan Pamuk: "Schnee", Roman, Hanser, 520 Seiten
In der ostanatolischen Stadt Kars kommt es zu einer seltsamen Serie
von Selbstmorden unter jungen Mädchen. Der Dichter Ka kommt aus
seinem deutschen Exil nach Kars, um die Todesfälle für eine
Istanbuler Zeitung zu untersuchen. Zur gleichen Zeit stehen
Kommunalwahlen bevor, bei denen die Islamisten voraussichtlich
siegen werden. Ka taucht ein in die abgeschiedene Welt der
Provinzstadt, den eskalierenden Konflikt zwischen Muslimen und
Atheisten. Es kommt zum Putsch, doch niemand kann die Stadt
verlassen, denn es schneit unaufhörlich. "Schnee" ist eine fesselnde
Auseinandersetzung mit der türkischen Identität und das bislang
politischste Buch des großen Romanciers Pamuk.
Karl-Heinz Ott: "Endlich Stille", Roman, Hoffmann und Campe, 208
Seiten
Am Straßburger Bahnhof wird ein Reisender mit der banalen Frage
aufgehalten: "Suchen Sie auch ein Hotel?" Der Frager, angeblich
Musiker, entpuppt sich als äußerst aufdringliche Reisebekanntschaft.
Der Angesprochene, ein Basler Professor, kann den Fremden nicht mehr
abschütteln. Zuerst ist er nur eine lästige und äußerst geschwätzige
Reisebekanntschaft, doch dann bringt er das Leben seines Opfers
völlig durcheinander, auch seine berufliche Stellung ist bedroht.
Ein Alptraum, der sich bis ins Absurde steigert. In seinem zweiten
Roman erzählt Karl-Heinz Ott in einer komischen und psychologisch
dichten Charakterstudie davon, wie sich der Alltag eines Menschen in
kürzester Zeit fatal verändern kann.

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Telefon: 06131 / 70 2120

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