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ZDF-Politbarometer Juni I 2005
SPD weiter im Stimmungstief
Linksbündnis aus PDS und WASG mit reellen Chancen

Mainz (ots)

In der politischen Stimmung verliert die SPD weiter
und liegt jetzt bei 26 Prozent (minus 1), die CDU/CSU büßt nach ihrem
Anstieg in Folge der NRW-Wahl Ende Mai nun fünf Punkte ein und kommt
auf 47 Prozent. Die kleinen Parteien verbessern sich: Die Grünen
erreichen 9 Prozent (plus 2), die FDP 7 Prozent (plus 2) und die PDS
5 Prozent (plus 1).
Wenn schon am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie
taktische Überlegungen der Wähler etwas stärker zur Geltung. Dies
berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die SPD käme danach
auf 29 Prozent (minus 1), die CDU/CSU auf 44 Prozent (minus 1). Die
Grünen erhielten unverändert 8 Prozent, die FDP 7 Prozent (plus 1),
die PDS erneut 5 Prozent und die sonstigen Parteien zusammen 7
Prozent (plus 1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und FDP
weiterhin eine klare Mehrheit im Bundestag.
Als neues linkes Bündnis planen PDS und WASG, gemeinsam bei der
nächsten Bundestagswahl anzutreten. Ein solches Linksbündnis zu
wählen, können sich 18 Prozent der Wahlberechtigten vorstellen, für
79 Prozent käme dies nicht in Frage, 3 Prozent äußern sich hierzu
nicht. Dabei ziehen 15 Prozent der SPD- und 21 Prozent der Grünen-
Anhänger eine solche Wahlentscheidung in Betracht, im Vergleich zu 7
Prozent der CDU/CSU- und 9 Prozent der FDP-Anhänger. Von den
Anhängern der PDS könnte naturgemäß eine große Mehrheit ein solches
Bündnis unterstützen (86 Prozent).
Das Verhältnis innerhalb der Regierungskoalition ist nach Meinung
der Befragten getrübt: Zwei Drittel (66 Prozent) halten das
Verhältnis zwischen SPD und Grünen für schlecht, nur 26 Prozent gehen
von guten Beziehungen aus, 8 Prozent können dies nicht beurteilen. Im
Januar dieses Jahres sprach noch eine Mehrheit (51 Prozent) von einem
guten Klima zwischen den Koalitionspartnern, 40 Prozent betrachteten
das Verhältnis damals als schlecht (weiß nicht: 9 Prozent).
Neu im Kreis der nach Meinung der Befragten zehn wichtigsten
Politiker sind in diesem Monat Franz Müntefering und Roland Koch,
nicht mehr dazu zählen Otto Schily und Ulla Schmidt. Weiterhin vorn,
wenn auch mit Einbußen, bleibt Christian Wulff. Er kommt auf der +5/-
5-Skala auf einen Durchschnittswert von 1,4 (Mai: 1,6). Dann folgt
Angela Merkel mit 0,8 (Mai: 0,9) vor Joschka Fischer mit 0,3 (Mai:
0,5) und Edmund Stoiber mit 0,1 (Mai: 0,3). Auf Platz fünf liegt
erneut Gerhard Schröder jetzt mit 0,0 (Mai: 0,3). Danach im Negativ-
Bereich: Wolfgang Clement mit minus 0,1 (Mai: 0,0) vor den
Neuzugängen Roland Koch mit minus 0,3 und Franz Müntefering mit
minus 0,4. Zum Schluss Guido Westerwelle mit minus 0,7 (unverändert)
und Hans Eichel mit minus 0,9 (Mai: minus 0,8).
In der Kanzlerfrage liegt Angela Merkel mit 48 Prozent weiter vor
Gerhard Schröder mit 41 Prozent (weiß nicht: 11 Prozent). Während
beim Eigenschaftsprofil in puncto Glaubwürdigkeit die Mehrheit (54
Prozent) keinen Unterschied zwischen dem Kanzler und seiner
Herausforderin sieht - 16 Prozent weisen diese Eigenschaft eher
Schröder und 28 Prozent eher Merkel zu – liegt Merkel beim Thema
Durchsetzungsfähigkeit vorn: 39 Prozent halten sie und 27 Prozent
Schröder für durchsetzungsfähiger (kein Unterschied: 28 Prozent).
Bei der Sympathiewertung und auch beim Image des Siegertyps kann
Schröder allerdings stärker punkten: 46 Prozent halten Schröder, 26
Prozent Merkel für sympathischer (kein Unterschied: 27 Prozent). Als
Siegertyp bezeichnen 46 Prozent eher Schröder und 21 Prozent eher
Merkel (kein Unterschied: 30 Prozent). Dagegen trauen die Schaffung
neuer Arbeitsplätze nur 5 Prozent dem Kanzler zu, 31 Prozent setzen
auf Angela Merkel. Mit 57 Prozent sehen die meisten hier aber keinen
großen Unterschied. Auch beim Thema Regierungsführung erkennt eine
relative Mehrheit (37 Prozent) praktisch keinen Unterschied, für 25
Prozent kann Gerhard Schröder, für 29 Prozent Angela Merkel besser
eine Regierung führen.
Wenn die SPD die geplante Bundestagswahl gewinnt, erwarten 67
Prozent der Befragten eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, ein Viertel
(25 Prozent) glaubt dies nicht (weiß nicht: 7 Prozent). Bei einem
Wahlsieger Union gehen sogar 82 Prozent von einer solchen
Steuererhöhung aus, 12 Prozent sind gegenteiliger Meinung (weiß
nicht: 6 Prozent).
Während vor einem Jahr noch 48 Prozent das Tempo der europäischen
Einigung als gerade richtig bezeichneten – 41 Prozent ging es zu
schnell und 8 Prozent zu langsam – teilen jetzt nur noch 28 Prozent
diese Auffassung. Dagegen geht mit 58 Prozent den meisten die
Einigung Europas momentan zu schnell, für zu langsam halten sie 10
Prozent.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 7. bis 9. Juni 2005 bei 1.298 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch geführt. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die
Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei
den kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer gibt es
am Freitag, 24. Juni 2005 nach dem "heute- journal".
Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon: 06131 -
706100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer

Rückfragen bitte an:

Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120

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