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Ex-Botschafter Avi Primor im "ZDF-Mittagsmagazin": Israel und Hamas brauchen einander

Mainz (ots)

Der frühere israelische Botschafter in Deutschland,
Avi Primor, blickt optimistisch auf die Politik Israels nach der
Wahl. Zwar hätten alle Politiker aus allen Lagern im Wahlkampf
Verhandlungen mit der Hamas abgelehnt, aber das sei wahlbedingt
gewesen. "Beide Seiten werden wohl pragmatisch sein, denn sie
brauchen einander", sagte Primor heute, Mittwoch, 29. März 2006, im
"ZDF- Mittagsmagazin". Die Hamas-Regierung könne die
Lebensbedingungen ohne die Unterstützung Israels nicht verbessern,
und Israel könne ohne die Hamas-Bewegung keine Ruhe erzielen. "Also
wird es schrittweise hinter den Kulissen beginnen", ist sich Primor
sicher.
Bereits gestern habe Ehud Olmert angekündigt, er beabsichtige
mit den palästinensischen Behörden zu sprechen. Seit heute morgen
gebe es eine neue Regierung in den Pälastinenser-Gebieten, und zwar
die Hamas-Regierung, die demokratisch gewählt wurde. Allerdings
würden diese Gespräche nicht einfach werden, meint der
Ex-Botschafter. Israel werde nicht ohne weiteres mit einer
islamistischen, fundamentalistischen und terroristischen Bewegung
sprechen, die das Land vernichten wolle. Das gelte umgekehrt auch für
die Hamas- Regierung.
Die künftige Politik des Landes wird laut Primor "eher in die gute,
in die richtige Richtung gehen". Dafür gebe es mehrere Gründe: "Das
rechte Lager ist geschwächt und vor allem zersplittert. Insofern
kann es weder eine Koalition bilden, noch eine andere verhindern.
Das bedeutet, dass wir eine stabile Koalition haben werden: Zentrum
und Linkspartei zusammen. Die werden die Politik gemütlich führen
können."
Diese sieht laut Primor folgendermaßen aus: Während des Wahlkampfs
habe Olmert zwar gesagt, Israel werde sich weiter, aber einseitig,
aus den besetzten Gebieten zurück ziehen. Die Arbeitspartei habe
ebenfalls für einen Rückzug plädiert, jedoch nur im Einklang mit den
Palästinensern und erst nach einem Friedensprozess. "Gestern aber
hat Olmert schon anders gesprochen, ganz im Sinne der Arbeitspartei.
Er will mit den Palästinensern verhandeln. Nur wenn diese
Verhandlungen nicht erfolgreich sein sollten, dann würde er sich
einseitig aus den besetzten Gebieten zurückziehen." Damit könne sich
die Arbeitspartei abfinden.
Der Einfluss Sharons dagegen sei eigentlich im Wahlkampf nicht zu
spüren gewesen, berichtet der frühere Botschafter. "Olmert macht das
alleine." Sharon sei wegen des Abzugs aus dem Gaza-Streifen so
beliebt geworden. Doch das sei sowieso Olmerts Idee gewesen. "Er
hat Sharon dazu gedrängt. Und man erwartet von ihm, dass er genau
diese Politik jetzt fortsetzt. Insofern sehe ich da keine Probleme."

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