Nach Absetzung der Mozart-Oper in Berlin
Ehemaliger Kulturstaatsminister Nida-Rümelin im "ZDF-Mittagsmagazin"
Mainz (ots)
Nach Absetzung der Mozart-Oper in Berlin Ehemaliger Kulturstaatsminister Nida-Rümelin im "ZDF- Mittagsmagazin": "Kunstfreiheit hat Verfassungsrang wir werden da keinen Milimeter zurückweichen" Julian Nida-Rümelin, ehemaliger Kulturstaatsminister, hat mit Blick auf die Absetzung der Oper "Idomeneo gefordert, sich nicht von islamistischen Fanatikern einschüchtern zu lassen. "Die Wissenschafts- und die Kunstfreiheit haben bei uns Verfassungsrang", betonte er im "ZDF-Mittagsmagazin" am Mittwoch, 27. September 2006. Sie seien in einem Jahrhunderte langen Prozess gegen klerikale Autoritäten erkämpft worden. "Und wir werden da keinen Millimeter von zurückweichen, auch nicht aufgrund einer diffusen Bedrohungslage, die gegenwärtig natürlich vieles beeinflusst."
Man dürfe jedoch Einzelfälle nicht verallgemeinern. In Europa habe man einen langen Kampf um die Aufklärung hinter sich, jetzt jedoch lebe man in einer globalen Welt. Dazu gehöre eine über eine Milliarde Menschen umfassende, islamisch geprägte Kulturregion. Die Mehrheit dieser Menschen hätte eine andere Meinung als die Fanatiker. "Wir dürfen hier nicht Islam gegen Christentum in Stellung bringen, sondern wir müssen uns für die Werte der Aufklärung und des Humanismus einsetzen und sie globalisieren. Es gibt einen Konsens über Menschenrechte über alle Religionsgrenzen hinweg. Dazu gehören Kunstfreiheit, Wissensfreiheit und die Freiheit der Meinungsäußerung. Nida-Rümelin weiter: "Wir sollten uns nicht einschüchtern lassen von einigen wenigen Fanatikern, die solche Konflikte politisch instrumentalisieren."
Zur Kritik an der Absetzung der Oper forderte Nida-Rümelin "fair zu bleiben". "Es ist völlig klar, dass eine Intendantin nicht ihr Opernpublikum gefährden kann. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt als eine Inszenierung abzusetzen, dann muss sie das tun", sagte Nida- Rümelin. Allerdings seien die Hinweise diesmal offenbar vage gewesen. Man müsse in einem solchen Fall klären, ob die Sicherheit des Publikums garantiert werden könne durch Maßnahmen vor Ort in Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden. "Eine Inszenierung sollte nur dann abgesetzt werden, wenn es beispielsweise um das Leben der Zuschauer geht".
"Auf der anderen Seite muss man sich als Künstler immer überlegen, welche Formen der Provokation wirklich nötig sind, um die künstlerische Form eines Stückes deutlich zu machen und welche entbehrlich sind und unnötig religiöse Gefühle verletzen", betonte Nida-Rümelin. Das heiße aber nicht, dass man die Kunstfreiheit einschränke, sondern dass diese schwierige Entscheidung jeder Künstler selbst treffen müsse.
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