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Donnerstag, 29. März 2007, 22.15 Uhr, Maybrit Illner

Mainz (ots)

Donnerstag, 29. März 2007, 22.15 Uhr
Maybrit Illner
Thema: "Lebenslänglich, trotzdem frei: Gnade für die RAF?"
Die Gäste:
Roland Koch (CDU), hessischer Ministerpräsident
Claus Peymann, Intendant am Brecht-Theater Berliner Ensemble (BE)
Ina Beckurts, Witwe des am 9. Juli 1986 von der RAF ermordeten
Siemens-Managers
Karl Heinz Beckurts Klaus Bölling (SPD), Sprecher der Bundesregierung
während des "Deutschen Herbst"
Rupert von Plottnitz, Rechtsanwalt, im Stammheimer Baader-Meinhof-
Prozess verteidigte er Jan-Carl Raspe / 1995 bis 1999 Hessens
Justizminister - der erste grüne der Republik
Die frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt ist frei. Sie wurde am
vergangenen Sonntag aus dem Gefängnis entlassen - nach 24 Jahren.
Mohnhaupt war zu fünf Mal lebenslänglich plus 15 Jahren Haft
verurteilt worden. In der Bevölkerung und in weiten Teilen der
Politik wird die Freilassung nach Verbüßung der Mindesthaftzeit als
ungerecht empfunden - auch wenn es der gängigen Praxis in der
Bundesrepublik entspricht, Mördern nach so langer Haftzeit eine
Chance zu geben, sich in die Gesellschaft zu integrieren und ein
neues Leben anzufangen. Aber sind RAF-Terroristen wie normale Mörder
zu behandeln? Das ist eine Frage, die unsere Gesellschaft schon lange
bewegt. Sie sorgte schon für heftige Emotionen, als Mohnhaupt in den
80-er Jahren festgenommen wurde, als sie und ihre Mittäter vor
Gericht standen und als normale Kriminelle verurteilt wurden. Von den
RAF-Anwälten - Rupert von Plottnitz war einer von ihnen, aber auch
Otto Schily und Christian Ströbele zählten dazu - wurde immer das
politische Motiv, der Kampf gegen das kapitalistische System und
einen repressiven Staat, in den Vordergrund gerückt. - Auch Claus
Peymann, renommierter Intendant des Berliner Ensembles, ist der
Ansicht, man müsse die politischen Motive der RAF- Terroristen ernst
nehmen. Er hat Christian Klar - neben Mohnhaupt der Kopf der
sogenannten 2. RAF-Generation - ein Praktikum in seinem Theater
angeboten, wenn er Freigang erhalten oder vom Bundespräsidenten
vorzeitig begnadigt werden sollte. - Wie soll unser Staat heute mit
den RAF-Tätern umgehen? Das ist eine wichtige Frage an unser aller
Geschichts- und Gesellschaftverständnis. Wie sieht das Klaus Bölling,
Regierungssprecher und enger Vertrauter von Helmut Schmidt, dessen
Regierungszeit vom RAF-Terror überschattet war. Diese Frage stellt
sich aber auch ganz konkret den Angehörigen der Opfer. Ina Beckurts
zum Beispiel, deren Mann - ein Siemens- Manager auf der mittleren
Führungsebene - von der RAF brutal ermordet wurde. Können es die
Angehörigen ertragen, wenn der Rechtsstaat Gnade gewährt? Gnade für
Täter, die nie wirklich Reue gezeigt haben? Wenn Politiker wie Edmund
Stoiber eine vorzeitige Haftentlassung für RAF-Terroristen ablehnen
oder Roland Koch die "fehlende Empörung über die offensichtliche
Relativierung der RAF" beklagt, dann sorgen sie sich nicht zuletzt um
eine Verhöhnung der Opfer. Verhöhnung oder Versöhnung? Darf es Gnade
ohne tätige Reue geben? Welche Verantwortung haben die 68er? Ist
linker Terror in Deutschland gescheitert oder wird er immer noch
glorifiziert? Über diese und andere Fragen diskutiert Maybrit Illner
mit ihren Gästen - in einer Zeit, da politisch motivierter
Terrorismus seit dem 11. September eine ganz andere Dimension
erreicht hat als zu RAF- Zeiten.

Rückfragen bitte an:

Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120

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