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CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Schäuble: Es geht um die Zukunft der CDU

Berlin (ots)

In der Ausgabe der Eßlinger Zeitung am 21. Januar
2000 erscheint folgende Kolumne des Vorsitzenden der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Dr.
Wolfgang Schäuble MdB:
Die CDU steht in einer der schwersten Krisen in ihrer Geschichte.
Die gesetzeswidrige Handhabung ihrer Finanzen hat der Partei schweren
Schaden zugefügt, dessen Ausmaß sich immer noch nicht endgültig
bemessen lässt. Dabei geht es nicht nur um die finanzielle Belastung,
die die CDU als Konsequenz der Gesetzesverstöße zu tragen hat. Viel
schlimmer ist der große Vertrauensverlust, den die Partei bei ihren
Mitgliedern, ihren Freunden und Wählern derzeit erfährt. Diesem
Vertrauensschwund entgegenzuwirken und verlorenes Vertrauen
zurückzugewinnen ist die Pflicht und die dringenste Aufgabe der
Parteiführung. Denn es steht nichts geringeres auf dem Spiel als die
Zukunft der CDU. Sie muss unter allen Umständen erhalten werden,
nicht nur um der Partei und ihrer 640 000 Mitglieder willen, sondern
vor allem im Interesse unseres Landes. Deutschland braucht die CDU;
ohne sie hätten wir eine andere Republik. Unsere große Volkspartei
der Mitte, in der sich die bürgerlichen Kräfte aller Konfessionen und
Schichten, Nationale und Europäer, Liberale und Konservative
wiederfinden, ist für unsere Zukunft, wenn sie stabil und
freiheitlich bleiben soll, unverzichtbar.
Deswegen muss die Partei aus eigener Kraft den Weg aus der Krise
finden. Voraussetzung für die Wiedergewinnung von Vertrauen ist die
Beseitigung aller Zweifel und die Klärung aller Vorwürfe. Dazu muss
die Wahrheit auf den Tisch, ohne irgendwelche Vorbehalte und
Rücksichtnahmen. Nur wenn wir so vollständig und gründlich wie
möglich aufklären, was nicht in Ordnung war, können wir überhaupt den
eingetretenen Schaden wieder in Ordnung bringen. Wie schmerzlich das
ist und wie unangenehm die Begleiterscheinungen sind, haben die
Vorgänge in Hessen gezeigt. Aber auch in der Bundespartei kommen wir
nicht umhin, mit der selben Schonungslosigkeit auch uns selbst
gegenüber vorzugehen. Jeder, der etwas weiß, muss es jetzt endlich
sagen. Verzögern oder Verschleiern macht die Sache nur noch
schlimmer. Dies musste ich auch aus einem eigenen Fehler lernen, der
mir leid tut und für den ich mich entschuldigt habe.
Die Führung der CDU Deutschlands, Präsidium und Bundesvorstand,
haben am vergangenen Dienstag in einer ungeheuren Kraftanstrengung
entsprechende Konsequenzen gezogen und einen wichtigen Beschluss
gefasst, um den Weg der Aufklärung, der Fehlerkorrektur und des
Neubeginns mutig und entschlossen weiterzugehen. Dabei wird uns auf
meine Bitte eine Gruppe von drei erfahrenen Persönlichkeiten -
Bundespräsident a. D. Professor Roman Herzog, Bundesbankpräsident a.
D. Dr. Hans Tietmeyer und der ehemalige Bundesverfassungsrichter
Professor Paul Kirchhof - mit Rat und Tat unterstützen, wenn es darum
geht, die richtigen Konsequenzen aus dem Bericht der
Wirtschaftsprüfer zu ziehen.
Der Kurs ist klar: die Rückgewinnung unserer politischen Stärke
ist das Ziel, die Erneuerung ist der Weg und menschenmögliche
Klarheit und Wahrheit ist die Voraussetzung. Der Prozess, dem sich
die CDU damit stellt, ist beispiellos in der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland. Es ist ein steiniger Weg, aber es liegt
darin auch eine große Chance, nämlich Kopf, Hand und Herz wieder frei
zu haben für Gestaltung unseres Landes. Dort wird die CDU gebraucht,
in Zukunft nicht minder als in der Vergangenheit.

Rückfragen bitte an:

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Tel.: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
Internet: http://www.cducsu.bundestag.de
E -Mail: fraktion@CDUCSU.Bundestag.de

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