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Lamers: Stellungnahme der Ratspräsidentschaft zu Koalitionsgesprächen zwischen ÖVP und FPÖ unangemessen und bedenklich

Berlin (ots)

Zur Erklärung der portugiesischen
Ratspräsidentschaft und zum Beschluss der Europäischen Kommission zu
den Koalitionsgesprächen der österreichischen ÖVP mit der FPÖ erklärt
der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl
Lamers MdB:
Der Inhalt der Stellungnahme der EU-Ratspräsidentschaft zu den 
Koalitionsverhandlungen zwischen der ÖVP und der FPÖ ist
grundsätzlich und entschieden abzulehnen.
Die Stellungnahme der EU-Kommission lautet dagegen im Kern
zunächst abwarten und korrigiert insofern den Rat.
Es ist das gute Recht der EU, an der inneren Entwicklung ihrer
Mitgliedsländer Anteil zu nehmen und sich öffentlich zu äußern, wenn
die Werte und Ziele der Union durch die Politik eines
Mitgliedsstaates in Frage gestellt scheinen. Jedes Mitglied hat aber
zunächst Anspruch auf Vertrauen, und die politischen Kräfte, die ihre
europäische Ausrichtung stets bewiesen haben, haben Anspruch auf
Stärkung in einer kritischen Situation ihres Landes. Die
Stellungnahme des Rates durch die Präsidentschaft ist indes vom
genauen Gegenteil geprägt: Misstrauen gegenüber der ÖVP und ihrem
Vorsitzenden Wolfgang Schüssel, einer Partei, die gegen Widerstände
den Beitritt Österreichs in die Europäische Union durchgesetzt und
seitdem ihre europäische Ausrichtung oft und eindrucksvoll bewiesen
hat. Die Androhung der Ratspräsidentschaft, Österreich gegebenenfalls
als Mitgliedsland zu isolieren, ist grotesk. Dass Österreich nicht
einmal vorher gehört wurde, ist empörend, weil es Recht und Würde
eines Mitgliedslandes verletzt.
Die Erklärung der EU-Ratspräsidentschaft geht von einer vollkommen
verzerrten Einschätzung sowohl der inneren Lage Österreichs wie
seiner Bedeutung in der EU aus. Österreich wird keine Politik
betreiben, die ihr jetzt von der EU unterstellt wird, und wenn es das
versuchte, würde diese nicht zuletzt wegen seiner EU-Abhängigkeit
scheitern. Deshalb ist die Reaktion der Ratspräsidentschaft maßlos
überzogen. Auch drängt sich der Verdacht auf, dass man zu diesen
Formen nur greift, weil es sich um ein kleines Mitgliedsland handelt.
Mit Blick auf die gegenwärtige Zusammensetzung des Rates gewinnt man
den Eindruck, dass die EU-Erklärung parteipolitisch motiviert ist.
Man will offenbar alle nicht-linken Kräfte in der Europäischen Union
in die Defensive drängen und davon ablenken, dass in Italien und
Frankreich mit den nicht minder eurokritischen Kommunisten koaliert
wird. Wieso sollen Kommunisten zähmbar sein, rechte Populisten aber
nicht?
Und schließlich ist unübersehbar, dass alle sich von
innenpolitischen Rücksichten und Taktiken haben leiten lassen und
nicht von strategischen Überlegungen zur Zukunft des Ganzen der
Union, von der Österreichs ganz zu schweigen.
Die Aktion der EU ist also nicht nur grundsätzlich äußerst
bedenklich, sondern hat darüber hinaus einen beachtlichen Hautgout

Rückfragen bitte an:

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Tel.: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
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