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Koschyk: Nur Mut, Herr Fischer

Berlin (ots)

Zum heutigen Besuch des tschechischen
Außenministers Jan Kavan in Berlin erklärt der vertriebenenpolitische
Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Koschyk MdB:
Der heutige Besuch des tschechischen Außenministers Jan Kavan in
Berlin gibt dem deutschen Außenminister Joseph Fischer eine günstige
Gelegenheit, das Problem der die Sudetendeutschen diskriminierenden
und weiter fortgeltenden Benesch-Dekrete anzusprechen. Die
Tschechische Republik hat immerhin der österreichischen Seite
unlängst Gespräche über die Benesch-Dekrete angeboten - zunächst auf
der Ebene von Experten, Juristen und Historikern -, nachdem das Thema
in der österreichischen Regierungserklärung aufgegriffen worden ist.
Bisher folgt die rot-grüne Bundesregierung der Meinung des
tschechischen Ministerpräsidenten Zeman, der im März 1999 in Bonn die
Auffassung vertreten hat, dass "die Wirksamkeit einiger Maßnahmen
nach dem Zweiten Weltkrieg, wie die Dekrete des Präsidenten in der
Tschechoslowakei, erloschen ist." Dieser Behauptung hat im November
1999 der tschechische Verfassungsrichter Antonin Prochazka
widersprochen. Prochazka sagte aus, die Dekrete seien "weiter gültig
und Teil der tschechischen Rechtsordnung." Er selbst, so Prochazka,
entscheide heute noch auf der Grundlage fortgeltender Benesch-Dekrete
über Recht oder Unrecht in Restitutionsstreitigkeiten.
Bisher hat sich die rot-grüne Bundesregierung mit der Begründung
geweigert, das Thema gegenüber der tschechischen Seite anzusprechen,
um - so Bundeskanzler Schröder im März 1999 "unsere Beziehungen nicht
mit aus der Vergangenheit herrührenden politischen und rechtlichen
Fragen (zu) belasten". Damit vertritt die Bundesregierung eine sowohl
enge als auch unverständliche Auslegung der gemeinsamen
deutsch-tschechischen Erklärung vom 21. Januar 1997. Dass trotz
dieser Erklärung aus der Vergangenheit herrührende Fragen offen
erörtert werden können, beweist derzeit die tschechische
Außenpolitik, die sich sehr massiv für die tschechischen
Zwangsarbeiter, die unter dem nationalsozialistischen Regime leiden
mussten, einsetzt. Die Haltung der Bundesregierung ist also nicht
zwingend. Außenminister Fischer, in der Vergangenheit nie über
deutliche Worte verlegen, sollte den Mut haben, diese Frage offen
anzusprechen.

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