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Rühe: Besorgnis erregende Entwicklung im Kosovo

Berlin (ots)

Der stellvertretende Vorsitzende der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Rühe MdB, erklärt:
Vor einem Jahr begann die Nato mit ihren Luftangriffen auf
serbische Stellungen, um Völkermord und Vertreibung im Kosovo zu
beenden. Heute ist zwar die knappe Million vertriebener Albaner in
ihre Heimat zurückgekehrt, haben die meisten Menschen wieder ein Dach
über dem Kopf und hat der Wiederaufbau begonnen.
Doch, und das ist das Besorgnis erregende, die Spannungen zwischen
Albanern und Serben dort und in den angrenzenden Teilen Serbiens
nehmen wieder zu. UNO und die KFOR-Friedenstruppen stoßen zunehmend
an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Milosevic rasselt schon wieder
mit dem Säbel - jetzt gegen Montenegro.
Die internationalen zivilen Stabilisierungsversuche sind personell
und materiell unzulänglich. 4 800 UN-Polizisten sollten bis Oktober
1999 vor Ort sein, gut 2000 sind aber erst dort. Und der UN-Verwalter
im Kosovo, Kouchner, muss um Geld betteln, um die Angestellten in
Krankenhäusern, Schulen und Justiz bezahlen zu können. Dieser Zustand
schadet der Autorität und Glaubwürdigkeit der Völkergemeinschaft vor
Ort und fördert nur die radikalen Kräfte im Kosovo wie in Serbien.
Vor allem rächt sich jetzt, dass der Westen bisher keine
durchdachte Vorstellung vom endgültigen Status und keine Strategie
zur Befriedung des Kosovo hat und dass bisherige Ansätze versagten:
So ist das Ziel, ein multiethnisches Kosovo zu wahren, gescheitert.
Und der Ansatz, die Klärung der Statusfrage in Hoffnung auf eine
baldige Demokratisierung in Serbien aufzuschieben, ist nicht länger
durchzuhalten.
Die Bundesregierung muss endlich eine Antwort geben auf die Frage
nach der politischen Zukunft des Kosovo: Was heißt die in der
UNO-Sicherheitsratsresolution erwähnte "substantielle Autonomie" für
das Kosovo konkret? Denn Klarheit in der Statusfrage ist die
Voraussetzung dafür, dass die Bevölkerung eine Perspektive hat und
sich für den Frieden engagiert. Das wiederum ist die Grundlage, dass
das Kosovo stabilisiert werden kann - und damit die Voraussetzungen
für eine Reduzierung von KFOR und des Bundeswehrkontingents
geschaffen werden.

Rückfragen bitte an:

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