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Koschyk: Bundesregierung muss Rückführung deutscher Kulturgüter energischer betreiben

Berlin (ots)

Zum Problem der sich kriegsbedingt heute im Ausland
befindlichen deutschen Kulturgüter und ihrer Rückführung erklärt der
vertriebenenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Hartmut Koschyk MdB:
Die Bundesrepublik Deutschland hat einen völkerrechtlichen
Anspruch auf die Rückführung deutscher Kulturbestände, die sich heute
kriegsbedingt als Beutekunst im Ausland befinden. Aus diesem Grunde
muss die Bundesregierung die Rückführung dieser Museumsexponate,
Archiv- und Bücherbestände energisch betreiben, nicht zuletzt um auch
den betreffenden ausländischen Staaten den deutschen Rechtstandpunkt
unmissverständlich zu verdeutlichen. Hierbei kann die Bundesregierung
auf ihre eigenen Bemühungen verweisen, dass von den
Nationalsozialisten geraubte ausländische Kulturgut den Eigentümern
und ihren Erben zurückzugeben.
Der bei weitem größte Teil der sich noch im Ausland befindlichen
kriegsbedingt verlagerten deutschen Kulturgüter entfällt nach
Auskunft der Bundesregierung auf die Russische Föderation. Es handelt
sich um ca. 3 Kilometer Archivalien, ca. 4,6 Millionen Bücher und
etwa 1 Million Einzelstücke aus Museen und Sammlungen. Gegen die
Verstaatlichung dieser Kulturgüter durch das russische
Kulturgütergesetz vom 15. April 1998 hat sich die Bundesregierung im
Anschluss an die Entscheidung des russischen Verfassungsgerichtes vom
20. Juli 1999 zum Kulturgütergesetz, in dem die Verstaatlichung
bestätigt worden ist, rechtsförmlich verwahrt. Dies antwortete mir
der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Dr. Ludger Volmer, auf meine
Parlamentsanfrage, auf welche kriegsbedingt sich heute im Ausland
befindlichen kulturellen und archivalischen Einzelbestände die
Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich Anspruch erhebt, und wie
der jeweilige derzeitige Sachstand bei den Verhandlungen der
Bundesregierung mit denjenigen Staaten ist, mit denen die
Bundesregierung über eine Rückführung der Bestände verhandelt.
Weiter antwortete die Bundesregierung: "Bei den aktuellen
Gesprächen mit der russischen Regierung geht es vor allem um die
Rückführung von Kulturgütern, die sich bereits seit einigen Jahren in
der deutschen Botschaft in Moskau befinden und für die die russische
Seite bisher keine Ausfuhrgenehmigung erteilt hat.
Für die Fortführung der Verhandlungen mit Polen hat das Auswärtige
Amt Sonderbotschafter Prof. Eitel ernannt, der bereits mehrere
Gespräche mit der polnischen Seite zur Vorbereitung einer neuen
Verhandlungsrunde geführt hat. Bei den Verhandlungen mit Polen geht
es im wesentlichen um Kulturgüter, die während des Krieges zum Schutz
vor Bombeneinwirkungen in Gebiete ausgelagert wurden, die heute zu
Polen gehören.
Eine ebenfalls anstehende Verhandlungsrunde mit der Ukraine soll
demnächst durch die Entsendung einer Expertendelegation vorbereitetet
werden."
Die Bundesregierung bestätigte auch Gespräche mit Aserbaidschan,
die zur Rückgabe zweier Zeichnungen an Bundeskanzler Schröder am
Rande des OSZE-Gipfels in Istanbul geführt hätten. Inzwischen sei
auch der förmliche Eigentumsverzicht Aserbaidschans hinsichtlich 12
am 8. September 1997 in New York beschlagnahmter Zeichnungen der
Bremer Kunsthalle erreicht worden, die nach dem Krieg in Baku
aufgetaucht waren.
Insbesondere in den Verhandlungen mit Russland sollte alsbald
erreicht werden, die sich in der deutschen Botschaft in Moskau
befindlichen Kulturgüter nach Deutschland ausführen zu können. In den
Verhandlungen mit Russland darf jedoch der weitaus größere Bestand,
den die russische Seite völkerrechtswidrig verstaatlicht hat, nicht
in Vergessenheit geraten.

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