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CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Widmann-Mauz/Eichhorn/Reinhardt: Forderungen der Weltfrauenkonferenz auch in Deutschland erfüllen

Berlin (ots)

Anlässlich der Debatte im Deutschen Bundestag, die sich mit der
Umsetzung der Beschlüsse der Pekinger Weltfrauenkonferenz von 1995
befasst, erklären die Vorsitzende der Gruppe der Frauen der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Annette Widmann-Mauz MdB, die Vorsitzende
der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Maria
Eichhorn MdB und die Berichterstatterin für Entwicklungspolitik,
Erika Reinhardt MdB:
Im Juni soll auf einer Sonderversammlung der Vereinten Nationen in
New York ein Resümee gezogen werden über den Fortschritt der
Umsetzung der in Peking beschlossenen Maßnahmen.
In fast allen Staaten der Welt gilt es noch weitere Anstrengungen
zu unternehmen, um den Frauen gleiche Chancen und Lebens-bedingungen
bieten zu können.
Die positive Selbstdarstellung der Bundesregierung erweckt den
Eindruck, als würden die in Peking beschlossenen Strategien zur
Gleichstellung der Geschlechter und zur Überwindung der Frauenarmut
überwiegend das Problem anderer Länder sein. Dies trifft nicht zu!
Die Bewertung der Antworten der Bundesregierung auf die Fragen der
Vereinten Nationen zum Stand der Umsetzung der Beschlüsse der 4.
Weltfrauenkonferenz durch deutsche Nichtregierungsorganisationen,
u.a. Welthungerhilfe, Journalistinnenbund und Terre des femmes, fällt
denn auch äußerst kritisch aus.
Es fällt schon auf, dass eine Bundesregierung, die mit der Aussage
angetreten ist, Fraueninteressen mehr als bisher in den Mittelpunkt
ihrer Aktivitäten stellen zu wollen, hier nahezu einen
Offenbarungseid leisten muss.
Hinsichtlich der Unterstützung des Emanzipationsbestrebens der
Frauen in der Dritten Welt setzt die Bundesregierung offensichtlich
mehr auf Worte denn auf Taten. Der Etat der Bundesministerin für
Wirtschaftliche Zusammenarbeit wurde stärker als andere Ministerien
im Sparpaket zur Kasse gebeten. Die Einsparungen betrafen
überproportional die Belange der Frauen. Nach wie vor sind 2/3 der
Ärmsten der Armen Frauen. Auf ihnen lasten die Folgen von
Mittelkürzungen direkt. Dies betrifft z. B. die reproduktive
Gesundheit, Maßnahmen zur Familienplanung, die Armuts-bekämpfung
sowie Fragen der Agrarforschung und Ernährungs-sicherung.
Die fünfte Weltfrauenkonferenz ist für uns alle Hoffnung und
Chance zugleich: Die Hoffnung, die weiterführende Forderung
durchzusetzen, Frauenförderung noch effektiver zu machen. Die Chance,
die fortbestehende Diskriminierung von Frauen in das öffentliche
Rampenlicht zu rücken und weitere Maßnahmen zu fordern. Wir brauchen
die Stärkung der Frauen in Entwicklungsländern, und dazu sind solche
Konferenzen wie Peking und jetzt New York notwendig und hilfreich.
Aber es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Wir müssen auch
handeln: Ohne die finanzielle Ausstattung frauenpolitischer Projekte
geht es nicht! Um die Emanzipation der Frau in den
Entwicklungsländern zu fördern, müssen wir langfristig denken; das
heißt, bereits heute die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Wir können
es uns daher einfach nicht leisten, den NROs und den Stiftungen
Mittel zu nehmen, die diese dringend für ihre frauenspezifischen
Projekte in der Dritten Welt benötigen. Frauen sind die Antwort, wenn
es um nachhaltige Entwicklung in der Dritten Welt geht.
Armut ist weiblich - nicht nur in den Entwicklungsländern.
Fast 30 % der alleinerziehenden Mütter sind auf Sozialhilfe
angewiesen.
Im Alter erreicht der durchschnittliche eigenständige
Rentenanspruch von Frauen nur rund 50 % der Renten von Männern.
Die bisherigen Rentenpläne der Bundesregierung geben hier wenig
Hoffnung auf Verbesserung. Daher fordern wir, dass bei der Reform der
Alterssicherung von Frauen die Anerkennung der Erziehungszeiten
ausgebaut werden muss. Die Pläne der SPD, dies vorrangig
Erwerbstätigen zugute kommen zu lassen, lehnen wir ab.
Nichterwerbstätige Mütter müssen davon ebenfalls profitieren können.
Auch bei der Hinterbliebenenrente muss in Zukunft die Anzahl der
Kinder berücksichtigt werden. Ebenso muss der Staat beim Aufbau einer
ergänzenden privaten Alterssicherung eine Familienkomponente
einbauen. So könnte zur Finanzierung der privaten Vorsorge ein nach
der Kinderzahl gestaffelter Zuschuss gewährt werden.
Ziel muss die eigenständige soziale Sicherung der Frau sein.
Deshalb müssen wir sowohl in der Rente die Anerkennung der
Familien-leistungen ausbauen, als auch die Chancen der Frauen auf dem
Arbeitsmarkt verbessern.
Die von der Bundesregierung initiierten "Dialogforen zu
Gleichstellung von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft" sind
dazu kaum geeignet. Sie sind Alibi-Veranstaltungen ohne Substanz und
werden von den Arbeitgeberverbänden als "Dialogfreie Zonen" betitelt.
Frauen in Führungspositionen sind selten, weil Wirtschaft und
Forschung vielfach noch nicht erkannt haben, welch ungeheures
Potential sie damit brachliegen lassen.
Noch nicht in allen Bereichen von Wissenschaft und Forschung
konnten sich gender studies durchsetzen. Dies ist jedoch eine von
vielen Voraussetzungen für eine Gesellschaft, in der
Gleichberechtigung gelebt wird.
Auch bei der Frage der Gewaltbekämpfung hat die Bundesregierung
nichts substantiell Neues vorgelegt. Ihr Aktionsplan zur Bekämpfung
der Gewalt gegen Frauen faßt weitgehend nur bekannte Strategien
zusammen.
Eine neue Offensive zur Steigerung des Anteils von Frauen in allen
gesellschaftlichen Bereichen hat die Bundesregierung bislang
ebenfalls nicht gestartet. Führungspositionen gehen auch in der
Politik nur selten an Frauen. Die rot-grüne Koalition hat für die
höchsten von ihr zu besetzenden Staatsämter bisher ausschließlich
Männer vorgeschlagen. Die Union ist hier bereits einen Schritt
weiter.
Eine nachhaltige Politik für alle gesellschaftlichen Bereiche
setzt voraus, daß wir uns einig sind: Die politischen
Herausforderungen dürfen nicht zu Lasten der Frauen gelöst werden, in
Deutschland nicht und auch nicht irgendwo sonst in der Welt.

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Fax: (030) 227-56660
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