CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Koschyk: Polen arbeitet Leiden der Deutschen im Internierungslager Lamsdorf auf
Berlin (ots)
Zu den polnischen Bemühungen bei der kritischen Aufarbeitung der eigenen Geschichte erklärt der vertriebenenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Koschyk MdB:
Die polnischen Anstrengungen, dunkle Kapitel der eigenen Geschichte juristisch und politisch-historisch aufzuarbeiten, sind vollauf zu begrüßen. Diese Bemühungen tragen der Tatsache Rechnung, dass unter dem Zeichen der Kollektivschuldthese auch viele Deutsche in den deutschen Ostgebieten und den deutschen Siedlungsgebieten in Mittel- und Osteuropa Opfer von Verfolgung und Vertreibung waren. So wurde z.B. das ehemalige deutsche Kriegsgefangenenlager Lamsdorf in Oberschlesien nach 1945 durch die polnische Seite als Internierungslager weiter betrieben. Bis zur Auflösung des Lagers im Jahre 1946 kamen dort unzählige inhaftierte Deutsche zu Tode.
Die "Hauptkommission zur Untersuchung der Verbrechen am polnischen Volk" in Warschau hat nunmehr mit Unterstützung der Staatsanwaltschaft Hagen in den letzten Jahren Ermittlungen gegen den ehemaligen Kommandanten des Lagers Lamsdorf, Czeslaw Geborski, durchgeführt und vor dem Bezirksgericht in Oppeln erneut Anklage gegen ihn erhoben. Auf polnische Initiative erfolgten in Lamsdorf im Laufe des Sommers Ausgrabungen und Exhumierungen, über die das zuständige Marschallamt auch die deutsche Minderheit und das deutsche Generalkonsulat Breslau unterrichtete. Das Gericht wird die Hauptverhandlung voraussichtlich noch im Oktober 2000 terminieren. Dies teilte für die Bundesregierung der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Dr. Ludger Volmer, auf meine Parlamentsanfrage mit, über welchen Sachstand die Bundesregierung hinsichtlich polnischer Bemühungen, die Vorgänge im Internierungslager Lamsdorf nach 1945 aufzuarbeiten und für ein würdiges Gedenken an die dort verstorbenen Opfer Sorge zu tragen, verfüge.
Darüber hinaus sei, so Volmer, die Hauptkommission im Gespräch mit dem Bundesarchiv über die Herausgabe einer Dokumentation über das Lager Lamsdorf und seine Opfer. Die Bemühungen der Hauptkommission um Aufklärung und Aufarbeitung der Vorgänge im Lager Lamsdorf nach 1945 hätten zu einer breiten Diskussion in der polnischen Öffentlichkeit, einschließlich der Medien geführt. Sie seien insofern auch im Gesamtkontext des polnischen Bemühens um die Aufarbeitung der eigenen Geschichte zu sehen.
In die Überlegungen zur künftigen Gestaltung der Gedenkstätte sei die deutsche Minderheit von den polnischen Behörden von Beginn an einbezogen worden, so dass beide inzwischen auch grundsätzliches Einvernehmen hierüber erzielen konnten. Die erste Stufe der Neugestaltung werde am 1. November 2000 vom Erzbischof der Diözese Oppeln, Prof. Dr. Alfons Nossol, eingeweiht, auch dies in enger Abstimmung mit der deutschen Minderheit. Die polnischen Behörden seien zu Recht der Auffassung, dass die Herrichtung einer würdigen Gedenkstätte in polnischer Verantwortung liege. Dies solle eine flankierende Hilfestellung der Bundesregierung, falls gewünscht, allerdings nicht ausschließen. In diesem Sinne habe das Generalkonsulat Breslau auf einen Antrag der deutschen Minderheit hin bereits eine Zusage gegeben, die laufenden Bauarbeiten mit einem Betrag in Höhe von 30.000 Zloty zu unterstützen. Eine Aufstockung bis zur Hälfte der Gesamtfinanzierung sei in Aussicht gestellt worden.
Es ist für das Zusammenleben der polnischen Mehrheitsbevölkerung und der deutschen Minderheit in Oberschlesien und für die weitere deutsch-polnische Versöhnungsarbeit von hoher Bedeutung, dass gerade die Vorgänge im Arbeits- und Internierungslager Lamsdorf auch strafrechtlich gewürdigt werden sollen. Das Ziel einer würdigen Herrichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Lagers nach 1945 muss von der Bundesregierung beharrlich weiter verfolgt werden. In den Dialog hierüber sollten jedoch nicht nur die Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Polen, sondern auch die sich in Deutschland befindlichen überlebenden Opfer des Lagers sowie die Organisationen der deutschen Heimatvertriebenen einbezogen werden.
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