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CDU/CSU - Bundestagsfraktion

CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Seehofer
Laumann: Union nach wie vor zu Rentenkonsens bereit

Berlin (ots)

Zur aktuellen Rentendebatte haben der
Stellvertretende Fraktions-vorsitzende, Horst Seehofer MdB, und der
arbeits- und sozialpolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl-Josef Laumann MdB, gegenüber der
Fraktion die Position der Union wie folgt dargelegt.:
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die Bundesregierung hat in der letzten Woche einen Gesetzentwurf
zur Rentenreform vorgelegt. Er ist bereits überholt, denn er soll in
wesentlichen Punkten verändert werden. Wie er geändert werden soll,
ist nicht bekannt. Dank Bundesarbeitsminister Walter Riester weiß
inzwischen niemand mehr in der Bundesrepublik, was in der
Rentenpolitik auf ihn zukommt. Chaos ist bei dieser Regierung zum
Programm geworden.
Die Diskussion um die Rentenreform ist aufgrund der ständigen
Änderungen im Riesterkonzept äußerst kompliziert. Selbst für die
interessierte Öffentlichkeit sind die Argumente kaum verständlich.
Aus diesem Grunde dürfen wir Sie auf die wesentlichen Behauptungen
der Bundesregierung und die entsprechenden Gegenargumente der Union
hinweisen:
Die Bundesregierung behauptet, die Union hätte kein Konzept für
eine Rentenreform. Richtig ist, dass wir nicht nur ein Konzept haben,
sondern vor der Bundestagswahl eine Rentenreform im Deutschen
Bundestag durchgesetzt haben. Die Inhalte dieses Gesetzes sind durch
die beiden Fraktionsbeschlüsse vom 6. Juni und vom 29. September 2000
ergänzt und präzisiert worden: Die gesetzliche Rentenversicherung
soll um eine kapitalgedeckte Vorsorge ergänzt werden. Dabei ist
sicherzustellen, dass sich Geringverdiener und Familien mit Kindern
diese Vorsorge auch leisten können.
Die Bundesregierung behauptet, dass die Rentenreform 1999 sozial
ungerecht war und die Rentenversicherungsbeiträge nicht hätten
stabilisiert werden können. Richtig ist folgendes: Würde die
Bundesregierung in der Rente nichts machen, also die eigenen
Gesetzentwürfe zurückziehen, würde der demographische Faktor wieder
aufleben. Nach Berechnungen der Rentenversicherungsträger könnte
damit ein echtes Rentenniveau von über 65% und ein Beitragssatz von
22,2% erreicht werden. Die gesetzliche Rentenversicherung könnte
damit auf eine auch langfristig tragfähige Grundlage gestellt werden.
Riester will dagegen mit seinen Verrenkungen das Rentenniveau auf 61%
senken und den Beitragssatz auf knapp 22% stabilisieren.
Die Bundesregierung behauptet, dass die älteren Menschen von der
geplanten Reform nicht belastet werden. Richtig ist, dass willkürlich
und drastisch in die Bestandsrenten eingegriffen wird. Nach der
Anpassung der Renten an die Inflationsrate in diesem Jahr sollen die
Renten in den nächsten Jahren mit Hilfe von willkürlichen
Rechengrößen zusätzlich um rund 4% gesenkt werden. Darüber hinaus
sollen Rentner nicht mehr von Steuersenkungen und den damit
verbundenen Nettolohnsteigerungen profitieren. Die Rente wird damit
zusätzlich um 2% gesenkt. Die Gesamtbelastung beträgt für die
Bestandsrentner damit 120 DM im Monat. Wir wollen dagegen eine
Reform, die alle Be- und Entlastungen für Jung und Alt klar benennt
und sie gleichmäßig auf Rentner und Beitragszahler verteilt.
Die Bundesregierung behauptet, bei dieser Rentenreform gäbe es nur
Gewinner. Richtig ist, dass vor allem die Vertreter der jungen
Generation die Verlierer der Reform sind. Ihr Rentenniveau wird
zusätzlich noch einmal um rd. 120 DM auf 61% reduziert. Die
Gesamtbelastung wird für sie 2030 rd. 240 DM im Monat betragen (in
Werten von heute). Ihr Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung
wird dagegen auf 22% steigen. Ferner müssen sie 4% ihres Einkommens
zusätzlich für die private Vorsorge aufwenden. Hinzu kommen 34 Mrd.
DM für die Ökosteuer, das entspricht 2 Beitragspunkten in der
Rentenversicherung. Die Ökosteuer ist nichts anderes als ein
Rentenbeitrag an der Tankstelle. Das Rentenniveau wird damit
zukünftig so niedrig und die Beiträge so hoch wie nie zuvor sein. Das
ist ungerecht und wird einen Generationenkonflikt geradezu
heraufbeschwören. Wir wollen dagegen ein gleiches Rentenniveau für
alle. Wir wollen eine Reform, die die steigenden Lasten der
demographischen Entwicklung gleichmäßig auf Rentner und
Beitragszahler verteilt und damit dem Grundsatz der
Generationengerechtigkeit entspricht. Der von uns favorisierte
Demographiefaktor ist nach wie vor ohne Alternative.
Die Bundesregierung behauptet, dass sie den Aufbau einer
kapitalgedeckten Säule massiv unterstützen will. Richtig ist, dass
die Idee, die gesetzliche Rente um ein private Altersvorsorge zu
ergänzen, von der Bundesregierung drittklassig umgesetzt wird.
Entstanden ist ein bürokratisches Monster, dass die betriebliche
Altersvorsorge nicht in das Konzept integriert und die Förderung von
selbstgenutztem Wohneigentum ausschließt. Bestehende
Versicherungsverträge erfüllen nicht die Förderkriterien und können
nicht umgestellt werden. Viele müssen deshalb bei der privaten
Vorsorge wieder bei Null anfangen. Die Förderung weist zudem in ihrer
Struktur eine soziale Schieflage auf. Damit droht der Gedanke der
Eigenvorsorge nachhaltig beschädigt zu werden. Wir wollen dagegen
eine Öffnung der förderfähigen Anlageformen auf das Wohneigentum und
den Einbezug der betrieblichen Altersvorsorge. Wie wollen zudem, dass
bestehende Versicherungsverträge förderfähig werden und vor allem
einen schnelleren und kräftigeren Einstieg in die private Vorsorge
für Geringverdiener.
Die Bundesregierung behauptet, die Union würde aus wahltaktischen
Gründen die notwendigen Entscheidungen in der Rentenpolitik
hinauszögern. Richtig ist, dass die amtierende Bundesregierung aus
rein wahltaktischen Gründen die Einführung der privaten
Altersvorsorge auf das Wahljahr 2002 verschieben will. Damit wird die
Förderung im Wahljahr 2002 beginnen. Die Kürzungen würden sich aber
erst im Jahr 2003 bei den Rentnerinnen und Rentnern - dann aber umso
kräftiger - bemerkbar machen.
Die Bundesregierung behauptet, die soziale Sicherung von Frauen
werde durch die Reform verbessert. Richtig ist, dass die geplanten
Regelungen zu drastischen Einschnitten bei der sozialen Sicherung von
Frauen führen. Das Einfrieren des Freibetrages und die Anrechnung
aller Einkünfte bedeutet langfristig das Aus für die
Hinterbliebenensicherung.
Die Union ist nach wie vor zu einem parteiübergreifenden Konsens
bereit. Aber, es bleibt dabei. Über Zustimmung oder Ablehnung des
Gesetzentwurfes wird erst zum Ende des Gesetzgebungsverfahrens
entschieden. Das, was die Bundesregierung bislang vorgelegt hat, ist
nicht zustimmungsfähig. Und angesichts der Starrköpfigkeit der
Bundesregierung, die offenbar Rentenpolitik gegen den Willen der
Bevölkerung machen will, scheint ein Konsens in weite Ferne zu
rücken.
In der nächsten Woche wird Ihnen ein detailliertes Papier zugehen.
   Mit freundlichen Grüßen
Horst Seehofer       Karl-Josef Laumann

Rückfragen bitte an:

CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Pressestelle
Tel.: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
Internet: http://www.cducsu.bundestag.de
E -Mail: fraktion@CDUCSU.Bundestag.de

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