CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Hedrich: Überzogene Euphorie schadet
Kampf gegen Aids in Afrika
Berlin (ots)
Zur euphorischen Reaktion von Bundesentwicklungsministerin Wieczorek-Zeul auf die Vereinbarung zwischen Pharmaindustrie und südafrikanischer Regierung mit dem Ziel der verbilligten Abgabe von Aids-Medikamenten erklärt der entwicklungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus-Jürgen Hedrich MdB:
Das Einlenken der Pharmaindustrie im Streit um eine verbilligte Abgabe von Aids-Medikamenten ist selbstverständlich begrüßenswert. Die hierdurch hervorgerufene Euphorie, u.a. bei der südafrikanischen Regierung oder auch der Bundesentwicklungsministerin, ist aber fehl am Platze, da sie fatalerweise über die wahren Ursachen der massiven Aids-Verbreitung in Afrika und die aktuell nur begrenzten medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten hinwegtäuscht. Denn was Südafrikas Präsident Mbeki und Frau Wieczorek-Zeul verschweigen, ist die jahrelange skandalöse Totschweige-Politik der südafrikanischen Regierung in Bezug auf Aids und die leichtsinnig verspielte Chance einer effektiven Eindämmung der Seuche durch eine durchgreifende Aufklärungs- und Vorbeugekampagne, wie es z.B. die ugandische Regierung vorexerziert hat. Zudem dürfen andere für Subsahara-Afrika typische Problemfaktoren wie Armut, Bildungsmangel und weit verbreiteter Aberglaube nicht vergessen werden. Sogar im relativ entwickelten Südafrika befindet sich die Gesundheitsversorgung vielerorts in einem derart bedauernswerten Zustand, dass die Versorgung mit den hochgelobten, aber kompliziert zu verabreichenden Aids-Präparaten ohne durchgreifende Verbesserungen des Gesundheitssystems kaum realisierbar sein dürfte. Die gravierenden Bildungsdefizite der Bevölkerung, begleitet durch die undifferenzierte Jubelorgie afrikanischer und westlicher Politiker, wird zu überzogenen Erwartungen an die leider eben (noch) nicht leistbare Heilwirkung heutiger Aids-Medikamente führen, was wiederum das unterschwellige Misstrauen vieler Schwarzafrikaner gegen die Pillen des "weißen Mannes" und eine neuerliche Flucht in abenteuerliche bis menschenverachtende Stammesrituale gegen Aids fördern dürfte. Die Bundesregierung sollte im Interesse des Kampfes gegen Aids Selbstlobkampagnen zugunsten engagierter Politikanstrengungen zurückstellen und sich nicht nur bei afrikanischen Regierungen für eine Intensivierung von Aufklärungs- und Vorbeugemaßnahmen gegen Aids einsetzen, sondern den deutschen Entwicklungshaushalt vor weiteren rot-grünen Kürzungsbestrebungen bewahren und Afrika mehr beratende und finanzielle Unterstützung zur Eindämmung von Aids zukommen lassen. Die Gründung eines neuen milliardenschweren UN-Aids-Fonds, wie von UN-Generalsekretär Annan jüngst vorgeschlagen, halte ich aber wegen der damit verbundenen Risiken einer weiteren Verbürokratisierung des Kampfes gegen Aids auf internationaler Ebene und einer Verschleierung der Verantwortung der afrikanischen Regierungen auf nationaler Ebene für eher hinderlich.
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