CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Merz: Sophie Scholl - eine junge, mutige
Frau
Berlin (ots)
In der heutigen Ausgabe der Eßlinger Zeitung erscheint folgende Kolumne des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz MdB:
Der Text ist frei
Sophie Scholl war 21 Jahre alt, als die Nationalsozialisten ihr das Leben nahmen. Vor zwei Tagen wäre sie 80 Jahre alt geworden, hätte sie sich nicht entschlossen, zusammen mit ihrem Bruder und anderen Freunden in der "Weißen Rose" Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime zu leisten. Im Zeitraum vom Juni 1942 bis Februar 1943 tauchten in München Flugblätter der Gruppe auf. Mitglieder dieser Gruppe brachten Anfang 1943 außerdem einige Male in der Dunkelheit Freiheitsparolen an die Universitätsgebäude und Hauswände mit Teerfarbe an. Beim Verteilen eines Flugblatts im Treppenhaus der Universität wurden die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 vom Universitätspedell beobachtet und festgehalten. Die Gestapo führte die Verhöre, das Regime hatte es eilig. Bereits vier Tage später folgte der Prozess vor dem Volksgerichtshof, noch am gleichen Tag wurde das Todesurteil vollstreckt.
Die "Weiße Rose" wollte sich mit den Zuständen unter dem nationalsozialistischen Regime und den sinnlosen Grausamkeiten des Krieges nicht abfinden. Sie verurteilten die verbrecherische Gewaltpolitik gegenüber den Juden gleichermaßen wie die totalitäre Herrschaft im Innern. Ihr Ziel war es, sich gegen jede Art totalitärer Regime zu wenden und an die Verantwortung des Einzelnen für das Gemeinwesen zu appellieren. Bereits in ihrem ersten Flugblatt vom Ende Juni 1942 erinnerten sie an die Verantwortung jedes Einzelnen, sich gegen den "Faschismus und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates" zu wehren. Dieser wiederholte Appell, dass jeder nicht nur für das verantwortlich ist was er tut, sondern auch mitverantwortlich ist für das, was er geschehen lässt, durchzieht das gesamte Wirken der "Weißen Rose". In ihrem vorletzten Flugblatt schrieben sie deshalb: "Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt. Entscheidet Euch, eh' es zu spät ist". Auf die Frage vor dem Volksgerichtshof, was sie denn zu ihrem Handeln bewogen habe, antwortet Sophie Scholl: "Einer muss ja doch mal schließlich damit anfangen".
Das mutige Handeln der Mitglieder der "Weißen Rose", der wiederholte Versuch, die Gewissen ihrer Zeitgenossen durch die Verteilung der Flugblätter zu schärfen und schließlich das Erinnern daran, das die Freiheit des Einzelnen und damit des Gemeinwesens täglich neu erkämpft werden muss, sollte für uns Vorbild sein. Eine freiheitliche Demokratie, wie die Bundesrepublik Deutschland, funktioniert auf die Dauer nur, wenn sie keine bloße Summe von Privatwesen, sondern auch ein Gemeinwesen ist, wenn wir uns durch sie und in ihr zusammenhalten. Ohne Solidarität kann dies nicht gelingen. Die Bürger sind heute gegen die Zwangsherrschaft geschützt, gegen die die Geschwister Scholl und ihre Freunde aufgestanden sind. Die Demokratie bewahrt uns vor Übergriffen. Sie schützt uns davor, vom Staat missbraucht, ausgenutzt, überwacht zu werden. Das ist Freiheit. Doch zur Freiheit gehört immer auch die Verantwortung. Daran erinnert uns die "Weiße Rose".
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