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CDU/CSU - Bundestagsfraktion

Schauerte: Telekom-Wettbewerbern droht der Verlust von Arbeitsplätzen

Berlin (ots)

Hinsichtlich der Wettbewerbssituation auf dem
Telekommunikationssektor wendet sich der wettbewerbspolitische
Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Schauerte MdB, in
einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Dr. Werner Müller:
Sehr geehrter Herr Minister Müller,
   neben der Liberalisierung der Strom- und Postmärkte war und ist
die Öffnung des Telekommunikationssektors eine zentrale
wirtschaftspolitische Aufgabe, um durch die Herstellung effektiven
Leistungswettbewerbs vieler Unternehmen in einem vormals staatlich
monopolisiertem Markt eine günstige Versorgung des Verbrauchers mit
Telekommunikationsdienstleistungen zu erreichen, neue, zukunftsfähige
Arbeitsplätze in einer Schlüsseltechnologie-Branche zu schaffen und
langfristige Innovationsdynamik freizusetzen.
Nach drei Jahren der von Ihnen zu verantwortenden
Wirtschaftspolitik ist die Wettbewerbsituation auf dem deutschen
Telekommunikationsmarkt allerdings völlig unbefriedigend. Ein
funktionierender Markt im Sinne eines strukturell gesicherten
Wettbewerbs, der auch dann fortbesteht, wenn die sektorspezifische
Regulierung der Telekommunikation zurückgeführt wird, ist bisher
nicht einmal in Ansätzen erreicht. Dies gilt, trotz unterschiedlicher
Marktentwicklungen sowohl für das Ortsnetz als auch für das Fernnetz.
Die Deutsche Telekom AG ist auf den relevanten Märkten für Orts- und
Ferngespräche weiterhin deutlich marktbeherrschend. Die Zahl
unabhängiger Wettbewerber nimmt dagegen in Besorgnis erregendem
Umfang ab. Gleichzeitig häufen sich die Beschwerden über
Behinderungsstrategien des Ex-Monopolisten.
Vor uns liegt ein Scherbenhaufen falscher politischer
Entscheidungen, die nun in der Summe ihrer Wirkungen zu einer
katastrophalen Situation in der Telekommunikationsbranche geführt
haben:
Auch aus Gründen der "Kurspflege" hat die Bundesregierung und
Telekom-Mehrheitseignerin im vergangenen Jahr den vorigen Präsidenten
der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation aus dem Amt
"gelobt". Seither beobachten wir mit Sorge, wie die
Regulierungspolitik dieser Behörde unter ihrem neuen Präsidenten
immer mehr ihrer Unabhängigkeit einbüsst. Es wäre Aufgabe des
Wirtschaftsministers, diese sektorspezifische Wettbewerbsbehörde
endlich wieder stärker auf den Wettbewerbskurs zu zwingen. Wenn Ihr
eigenes Haus dazu nicht willens oder in der Lage ist, muss der
Gesetzgeber ernsthaft darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre,
die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation direkt dem
unabhängigeren Bundeskartellamt zu unterstellen.
Der gnadenlose und erkennbar volkswirtschaftlich unsinnige Versuch
der Bundesregierung, durch die UMTS-Lizenzvergabe höchste Erträge für
den Bundeshaushalt herauszuholen, statt allen Marktteilnehmern
annehmbare Einstiegsmöglichkeiten in einen neuen Zukunftsmarkt zu
eröffnen, zeigt das wettbewerbsferne und allein
kurzfristig-fiskalisch motivierte Denken der Bundesregierung. In
diesem Zusammenhang erscheint die immer deutlicher werdende Tendenz,
das ehemalige Staatsunternehmen und den Quasi-Monopolisten Dt.
Telekom AG mittels eindeutig privilegierender Regulierungspolitik
umfangreich zu unterstützen, als ein weiterer Versuch der Kurspflege
des Mehrheitsaktionärs Bundesrepublik Deutschland oder gar als eine
Wiedergutmachung nach dem Schröpfen durch heillos überteuerte
Lizenzen. Geholfen hat diese Vorgehensweise jedenfalls nichts, wenn
man den desaströsen Absturz der Volksaktie betrachtet. Opfer einer
solchen völlig verfehlten Privatisierungspolitik sind vor allem
diejenigen Mitbewerber und Newcomer, die im Vertrauen auf die faire
Gestaltung der Märkte und eine neutrale Liberalisierungspolitik
Großinvestitionen getätigt und viele neue Arbeitsplätze geschaffen
haben.
Mehr als 20.0000 dieser Arbeitsplätze sind derzeit akut bedroht -
deutlich mehr als beim seinerzeit angeschlagenen Baukonzern Phillip
Holzmann, diesmal aber direkt verursacht durch politische
Fehlentscheidungen. Können diese vorwiegend mittelständischen
Unternehmen nun auch auf die Hilfe des herbeieilenden Kanzlers
hoffen? Wohl kaum, denn hier fehlt die medienwirksame Verwertbarkeit.
Ich bitte Sie eindringlich, dieser  Fehlentwicklung
schnellstmöglich entgegenzusteuern. Es darf keine
Zweiklassengesellschaft in der Beurteilung von Arbeitsplätzen bei
Großunternehmen wie der Dt. Telekom AG und den unabhängigen,
vorwiegend mittelständischen Wettbewerbern geben.
Ich bitte Sie um eine nachvollziehbare und hilfreiche
Stellungnahme, welche Anstrengungen Sie unternehmen wollen, um diese
Arbeitsplätze, die im Vertrauen auf vernünftige Rahmenbedingungen
durch die Bundesregierung geschaffen wurden, zukunftsfest zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
   Ihr Hartmut Schauerte MdB

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