WDR Fernsehen, Freitag, 9. Juni 2000, 22.00 bis 23.00 Uhr
"B.trifft...", Begegnung bei Böttinger
Köln (ots)
"MEINE LETZTE RUHE MÖCHTE ICH IN LEIPZIG FINDEN" Star-Dirigent Kurt Masur über seine deutsche Heimat und seine inter-nationale Karriere
"Ein guter Dirigent muss überzeugend sein, ehrlich und glaubhaft. Seine Musiker müssen, auch wenn sie anderer Meinung sind, sagen können: Ich glaube ihm, ich folge ihm." Nach seiner eigenen Interpretation muss Kurt Masur (72) ein guter Dirigent sein. Denn fast die Hälfte seines Lebens folgen ihm und seinem Taktstock die größten Orchester der Welt. 25 Jahre stand er als Kapellmeister dem Leipziger Gewandhausorchester vor, seit Herbst 1991 dirigiert er die New Yorker Philharmoniker, Ende dieses Jahres wird er Chef der Londoner Philharmoniker, und ab 2002 übernimmt er als Musikdirektor das Orchestre National de France. Obwohl längst im Rentenalter, reizt ihn nicht der Ruhestand, sondern, "dass immer noch die Herausforderung da ist".
In "B. trifft...", der etwas anderen Talkshow im WDR-Fernsehen, spricht der Star-Dirigent über seine Liebe zu seinem Beruf, über Orchester, die "genau so schwierig sind, wie eine schöne Frau schwierig ist, die weiß, dass sie schön ist", und über seine Beinahe-Karriere als Politiker im Herbst 1989, als er das Gewandhaus für politische Diskussionen freigab und als "Retter von Leipzig" gefeiert wurde. Im Gespräch mit Moderatorin Bettina Böttinger redet er aber auch über die tiefe Krise nach dem tödlichen Verkehrsunfall seiner zweiten Frau, bei dem er selbst schwer verletzt wurde. "Danach habe ich - fast beiläufig - festgestellt, dass mir nichts und niemand mehr Angst einjagen kann". Und er macht sich Gedanken über Deutschland, seine Heimat, über preußische Disziplin und "Kadavergehorsam", über die deutschen Untugenden Neid und Eifersucht, über die Probleme der Wiedervereinigung und über sein Grab: "Meine letzte Ruhe möchte ich in Leipzig finden."
Redaktion: Holger Möllenberg
WDR-Foto über obs im dpa-Bildfunk. Motiv: Kurt Masur und Bettina Böttinger
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