ARD-Magazin "Plusminus": Rentenniveau sinkt stärker als von Riester zugegeben
Einschnitte durch veränderte Berechnungsmethoden verschleiert
Köln (ots)
Arbeitsminister Riester will die Renten schon in den kommenden Jahren sehr viel drastischer kürzen, als er das öffentlich einräumt. So bestätigt der Verband der Rentenversicherungs-träger gegenüber dem ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus", Dienstag, 12. Dezember, 22.05 Uhr im ERSTEN, dass die Riester-Pläne bis zum Jahr 2010 das Rentenniveau auf 65,5 % sinken lassen. Betroffen sind sowohl Bestands- als auch Neurentner. Und für den Rentenneuzugang im Jahre 2030 ergibt sich ein Rentenniveau von nur noch 61,1 %. Riester hingegen hält hingegen daran fest, dass das Nettorentenniveau für heutige Bestandsrentner und alle, die bis 2010 in Rente gehen, nur unwesentlich verringert wird: Von heute 70,7 % soll es bis zum Jahre 2010 auf 68,9 % sinken.
Selbst für alle, die erst ab 2030 in Rente gehen und damit maximal von den Riester-Plänen betroffen sind, weist die Bundesregierung noch ein Rentenniveau von 64,5 % aus. Die unterschiedlichen Zahlen erklären sich aus unterschiedlichen Rechenmethoden. Die Bundesregierung ändert die Berechnungsgrundlagen des Nettorentenniveaus und kommt so trotz drastischer Leistungsrücknahmen noch zu einem konstant hohen Rentenniveau.
Prof. Bert Rürup, Vorsitzender des Sozialbeirates der Bundesregierung, bestätigte dies gegenüber "Plusminus". Da man je nach Rechenmethode "praktisch jedes Niveau" erzeugen könne, werde das "Rentenniveau zu einer ziemlich manipulativen Größe".
Auch der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Rentenversicherungsträger (VDR), Dr. Erich Standfest, kritisierte die Angaben der Bundesregierung als "schöngefärbt". Offenbar solle nicht auffallen, dass die Riester-Reform in die Sozialrenten stärker eingreife als dies Norbert Blüm geplant habe.
Das Bundesarbeitsministerium (BMA) bestreitet, dass die Riester-Reform stärker kürze als Blüm und verweist auf die zusätzliche private Vorsorge. Damit stünden sich künftige Rentner sogar besser als die heutigen. Ein unzulässiger Vergleich, wie die Rentenexperten Rürup und Standfest gegenüber dem ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" bestätigten. Denn für die möglicherweise höhere Gesamtleistung müssten schließlich auch erheblich höhere Beiträge gezahlt werden. Die Rentabilität der insgesamt gezahlten Beiträge sinke durch die Riester-Pläne.
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