WDR - Programmhinweis
Das Erste, Mittwoch, 11. Juli 2001, 23.30 -
00.15 Uhr
Köln (ots)
Die Schatten werden tiefer Erfahrungen mit Paul Spiegel ein Film von Werner Filmer
Sein Vertrauen in die deutsche Demokratie sei "erheblich gesunken", sagt Paul Spiegel, der führende Repräsentant des deutschen Judentums. Das muss jeden hellhörig machen. 1937 in Warendorf geboren, überlebte er den Holocaust, weil ihn belgische Bauern vor den Nazi-Schergen versteckten. Im Januar 2000 übernahm er den Vorsitz im Zentralrat der Juden. Von Natur ein fröhlicher und optimistischer Zeitgenosse, von Beruf Journalist und Künstleragent, wollte er nie eine öffentliche Person werden, und mancher zweifelte zunächst, ob er das Amt mit eigener Kontur versehen werde. Die Frage ist beantwortet. Innerhalb kurzer Zeit wurde Paul Spiegel zur moralischen Instanz, deren Wort Gewicht und Geltung hat. Was macht diesen Mann so zornig? - Es ist die deutsche Realität. Es sind die zweifelhaften Versuche der Parteien, sich in die Breite zu profilieren. Es sind die zahlreichen Gedankenlosigkeiten und politischen Geschmacklosigkeiten, und es ist die zunehmende Brutalität und Fremdenfeindlichkeit. - Nach dem Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge fragte Paul Spiegel öffentlich, ob es richtig war, "in Deutschland wieder jüdische Gemeinden aufzubauen".
Zur Halbzeit seiner ersten Amtsperiode zeichnet die Dokumentation ein Porträt, das sich unversehens zur Zeitansage über den Zustand unseres Landes entwickelt.
Redaktion Ulrich Harbecke
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