WDR 2: Preise in NRW-Gaststätten und -Einzelhandel bei Euro-Umstellung zum Teil deutlich gestiegen
Köln (ots)
Der Eindruck von Kneipen- und Restaurantbesuchern trügt nicht: Viele Gastronomiebetriebe haben die Einführung des Euro-Bargeldes genutzt, um ihre Preise zu erhöhen. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Preisuntersuchung des Instituts für angewandte Verbraucherforschung (IFAV) im Auftrag der WDR 2-Ratgebersendung Quintessenz (WDR 2, Mo.-Sa., 14.30 - 15.00 Uhr) - der bisher umfassendsten Euro-Preiserhebung in Nordrhein-Westfalen.
Wie Quintessenz in seiner morgigen Ausgabe (Freitag, 22.02.2002) berichtet, haben die Tester im Juli 2001, November 2001 und Februar 2002 in 20 Restaurants und Kneipen in Nordrhein-Westfalen die Preise von rund hundert Gerichten und Getränken erhoben. Bei fast allen Artikeln veränderten sich die Preise im Vergleichszeitraum. In 80 Prozent der Fälle wurden die Preise angehoben. Die Preisaufschläge betrugen dabei bis zu 30 Prozent und fielen deutlicher aus als die Preissenkungen - mit Nachlässen von maximal fünf Prozent. Beispiele: Der Preis für eine Portion Pommes frites erhöhte sich in einer Gaststätte von 2,60 Mark im Juli (umgerechnet 1,32 Euro) auf 1,50 Euro (+ 13,64 Prozent). Ein anderer Betrieb verlangte für das 0,2-Literglas Coca Cola Anfang Februar 1,30 Euro statt 2,20 Mark (1,12 Euro) im letzten Sommer (+ 16,07 Prozent). Und ein Jägerschnitzel mit Kroketten und Salat kostete statt ursprünglich 16 Mark jetzt 9 Euro (+ 10,02 Prozent).
Außerdem wurden in der Studie die Preise von rund 900 gängigen Konsumartikeln erhoben - aus den Bereichen Lebensmitteln, Unterhaltungselektronik, Drogerieartikel, Schreibwaren und Haushaltswaren. Dabei durchforsteten die Tester Anfang Februar über 100 Geschäfte in Bielefeld, Dortmund, Essen und Köln. Bei 45 Prozent der Produkte stellte das Institut für Angewandte Verbraucherforschung erneut Preisveränderungen gegenüber Juli 2001 fest. Die Zahl der Preissenkungen (rund 24 Prozent) überwog zwar leicht die Preiserhöhungen (rund 21 Prozent). Doch bei den Preiserhöhungen ist weit häufiger ein Zusammenhang mit der Euro-Einführung festzustellen, und zwar in über 80 Prozent der Fälle. Bei den Preissenkungen gilt das nur in 55 Prozent der Fälle. Das Ausmaß der Preiserhöhungen war erneut deutlicher als das der Preissenkungen. Mit maximal zehn Prozent fielen die Preissenkungen eher gering aus. Bei den Preiserhöhungen langten viele Unternehmen dagegen zu, mit Preisaufschlägen von 20 Prozent und mehr.
Beim Vergleich Februar-Preise mit den Preisen von November 2001 ergibt sich allerdings ein leicht verändertes Bild: Der Anteil der eurobedingten Preiserhöhungen und Preissenkungen hält sich hier in etwa die Waage. In diesen Zahlen spiegelt sich aber auch die Preisstrategie führender Discounter: Schon im Frühjahr letzten Jahres erhöhten sie die Preise weitgehend unbemerkt, um Anfang Januar massiv für Preissenkungen zu werben. Wobei das jetzige Preisniveau immer noch über den Preisen im letzten Frühjahr liegt.
Die einzelnen Ergebnisse der Studie können in der Redaktion abgerufen werden.
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