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WDR Fernsehen, Freitag, 24. Mai 2002,
23.55 - 0.40 Uhr
GeschichtsZeit: Späte Opfer
Köln (ots)
Deutsche in polnischen Lagern 1945-50 Ein Film von Wolfgang Bergmann und Helga Hirsch
Dieser Film beleuchtet ein vergessenes und lange tabuisiertes Kapitel deutsch-polnischer Nachkriegsgeschichte. Nicht nur die Deutschen, die aus den ehemaligen Ostgebieten vertrieben wurden, sind kollektiv für die Verbrechen des NS-Regimes bestraft worden. Auch Angehörige der deutschen Minderheit in Polen, die vor 1939 die polnische Staatsangehörigkeit besessen hatten, mussten 1945 allein wegen ihrer Herkunft büßen. Ohne den Nachweis individueller Schuld wurden deutsche Familien enteignet, zur Zwangsarbeit verpflichtet und meist in jenen Arbeits- und Konzentrationslagern aus der NS-Zeit interniert, die nur wenige Tage zuvor von der SS geräumt worden waren. Wo bis zum Januar 1945 Polen unter den Deutschen gelitten hatten, wurden nun Deutsche von den Polen unterdrückt und misshandelt.
Die polnischen Lager standen unter der Aufsicht des kommunistischen Geheimdienstes; bis zum Jahre 1989 war jede Akteneinsicht ausgeschlossen, selbst für polnische Historiker. Aus den nun zugänglichen, spärlichen Quellen geht hervor, dass bis zur Auflösung der Lager 1950 weit über 100.000 Deutsche vor allem in Oberschlesien, in Westpreußen und im Raum um Lodz inhaftiert waren. Die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder - die Männer hatten sich entweder mit der Wehrmacht nach Westen abgesetzt oder befanden sich bereits in Kriegsgefangenschaft. Mindestens 20.000 dieser Inhaftierten sind als Folge von Misshandlungen, Epidemien und Hunger umgekommen.
Der Film begleitet vier ehemalige Lagerinsassen zurück nach Polen - ins oberschlesische Swietochlowice, nach Sikawa bei Lodz und Potulice bei Bromberg. Neben diesen Lagern gab es noch andere - selbst Auschwitz wurde zeitweilig zur Internierung der Deutschen genutzt. Der Film berichtet anhand von einzelnen, typischen Biographien über Racheakte aus den ersten Nachkriegstagen und -wochen, er schildert die schutzlose Situation der Internierten in den Lagern und an ihren Arbeitsplätzen. Mehr als fünfzig Jahre nach diesen Ereignissen zeichnet der Film auch die Entstehungsgeschichte einer bis jetzt einmaligen deutsch-polnischen Versöhnungs-Initiative nach: Mit Einverständnis der Gemeinde Potulice und vor allem mit Unterstützung von Polen, die zwischen 1939 und 45 in demselben Lager unter nationalsozialistischer Besatzung gelitten haben, wird in Zukunft ein Gedenkstein auch an jene 3.500 Deutschen erinnert, die von 1945-50 im Lager Potulice umgekommen sind.
Der auf diesem Sendeplatz vorgesehene Beitrag, - Das Jahrhundert des Kabaretts - "Wir waren ein Straßenfeger", 1949-1969 wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.
Redaktion: Beate Schlanstein
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