WDR Fernsehen
11. April 2003, 23.00 - 23.45 Uhr
No. 1 UN Plaza
Köln (ots)
No. 1 UN Plaza Wie mächtig ist die Welt-Organisation?
eine Dokumentation von Marcus Bednarek, Werner Biermann, Heinrich Billstein, Carsten Günther und Mathias Haentjes
Mit Original-Tönen und Statements von Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman, Trygve Lie, Dag Hammarskjöld, John F. Kennedy, Robert McNamara, Nikita S. Chruschtschow, Sergei Chruschtschow, Willy Brandt, Walter Scheel, Bernhard Neugebauer, Rüdiger von Wechmar, Tono Eitel, Avi Primor, Andreas Zumach, George W. Bush, Hans-Dietrich Genscher und Boutros Boutros-Ghali.
Nach der Erfolgsdokumentation "Blut und Öl" hat das Autoren-Team von WDR-dok die Geschichte der United Nations unter aktuellen Fragestellungen durchleuchtet.
Zerstört US-Präsident George W. Bush den Lebenstraum seines Vorgängers Franklin D. Roosevelt? Noch vor Ende des 2. Weltkriegs kämpfte Roosevelt heftig mit Stalin um die Details seines Lebenswerks: die Vereinten Nationen, eine fest gefügte Weltordnung, die den Völkern Frieden, Freiheit und Demokratie bringen sollte. Dafür ging er weitgehende Kompromisse mit der konkurrierenden Supermacht ein. Die Verwirklichung seines Traums erlebte der 32. Präsident der USA nicht mehr. Hat der 43. Präsident diesen Traum nun begraben? Und was wird an seine Stelle treten?
"Der Traum vom Frieden" heißt das Kapitel über die Geburtswehen der UNO, gefolgt von einer kritischen Darstellung der bisher folgenreichsten Entscheidung der noch jungen Organisation: des Teilungsbeschlusses des britischen Mandatsgebiets Palästinas 1947.
"Gefesselt im kalten Krieg" war die Völkergemeinschaft in den folgenden 40 Jahren. Das Veto der Großmächte, von Roosevelt durchgesetzt, um die alte Handlungsunfähigkeit des Völkerbundes zu überwinden, lähmte den Sicherheitsrat bis zu jener legendären Rede Michail Gorbatschows in der UN-Vollversammlung 1988, in der er der Welt das Ende der Blockkonfrontation ankündigte.
War der Sicherheitsrat auch gefesselt, die UN-Vollversammlung war es nicht. Sie wurde in der Epoche der Entkolonialisierung zu einem "Forum für die Freiheit" der Völker. Die Dritte Welt betrat die New Yorker Weltbühne wie einst der Dritte Stand die Bretter der französischen Nationalversammlung.
Deutschland wiederum trat erst spät der UNO bei. 1945 ausgeschlossen durch die Feindstaatenklausel und später ausgebremst durch den Alleinvertretungsanspruch der BRD, dem die DDR nicht zustimmen konnte, mussten die beiden deutschen Staaten bis zum 18. September 1973 warten ehe sie jeweils eine eigene Stimme in der Vollversammlung erhielten. Die Westdeutschen pflegten allerdings schon lange vorher eine "aktive Nichtmitgliedschaft" in der UNO durch kräftige Finanzspritzen an UN-Unterorganisationen wie WHO, UNICEF und UNESCO. In UN-Friedensmissionen im Kongo und auf Zypern steckte das Geld des Nichtmitglieds BRD. Westdeutschland war und Deutschland ist bis heute ein finanzieller Grundpfeiler der Vereinten Nationen.
1945 war Roosevelts "Traum vom Frieden" auf die Machtbalance zwischen den Siegermächten des 2. Weltkriegs gegründet. Bis zum Zusammenbruch der bipolaren Weltordnung hat diese Balance den ungebremsten Interessenszugriff einer Supermacht verhindert. Der Ausstieg der USA aus dem Regelwerk der UNO hat dieses System beendet. Eine Zeit der Hoffnungslosigkeit? Keiner der prominenten Interviewten dieses Films sieht das so. Ist mit dem Kriegsgetöse über dem Irak ein "Neuer Traum vom Frieden" erwacht? Sitzungen des UN-Sicherheitsrates wurden Anfang 2003 weltweit live im Fernsehen übertragen wie früher nur große Fußballspiele. Wird die mediale Weltöffentlichkeit der neue Gegenpol zur letzten Supermacht? Wird eine "neue UNO" das Forum für diese Menschen werden?
Liebe Kolleginnen und Kollegen, da der Film erst am Tag der Sendung fertig wird, können wir diesmal keine Kassetten verschicken. Wir berichten Ihnen aber gerne ausführlich vorab über unsere Arbeit.
Redaktion Lorenz Beckhardt
Rückfragen Veronika Nowak, WDR-Pressestelle Tel. 0221 / 220 4607
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