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WDR Fernsehen, Mittwoch, 1. September 2004, 20.15-21.15 Uhr HART aber fair – Die Reportage

Köln (ots)

Beutezug fürs Alter - Rentner-Aufstand gegen
Politiker-Pensionen Eine Reportage von Frank Plasberg und Jürgen
Schulte
Frank Plasberg erkundet in der „HART aber fair“-Reportage
„Beutezug fürs Alter“ den deutschen Rentendschungel und fragt, wie
lange sich die Bürger die vielen kleinen und großen Ungerechtigkeiten
im System noch gefallen lassen. Wie lebt es sich als Rentner in
Deutschland? Schwer zu sagen, kommt darauf an, wen man fragt.
Zum Beispiel Rentnerin Helga Schlotzhauer: Frank Plasberg besucht
sie in Düsseldorf. Sie wohnt in einer kleinen Altbauwohnung im
vierten Stock. Die Treppen werden für die 81-jährige langsam
beschwerlich, doch einen Umzug kann sie sich nicht leisten. Vor einem
Jahr war Helga Schlotzhauer Gast in der WDR-Sendung „HART aber fair“
und berichtete den Zuschauern, wie sie versucht, von weniger als 200
Euro im Monat ein erfülltes Leben im Alter zu führen. Helga
Schlotzhauer öffnet ihr Fotoalbum und erzählt Frank Plasberg aus
ihrem Leben: Von ihrem Mann, der sie immer wieder betrogen hat, von
dem sie nur los kam, weil sie sich „schuldig“ scheiden ließ und dafür
auf Unterhalt und Rentenansprüche verzichtete. Vom Leben in den 60er
und 70er Jahren mit einer schlecht bezahlten Stelle als ungelernte
Verkäuferin. Ihr persönliches Schicksal hat sie klaglos und mit Würde
ertragen. Nur ein Gedanke läßt sie traurig werden: Weihnachten -
ihren vier Enkelkindern wird sie auch in diesem Jahr nichts schenken
können, weil dafür die Rente nicht reicht.
Oder: Hans Fritsche. Der Rentner aus Berlin hat eine
Seniorenresidenz der Caritas auf Mallorca als Altersruhesitz gewählt.
1.500 € zahlt er monatlich für sein Appartment mit Blick auf die
Bucht von Paguera. „Nein“, sagt er, „privilegiert fühle ich mich
nicht. Das ist der Lohn für das, was ich im Leben geleistet habe.“
Hans Fritsche, 78, hat als Theaterinspektor gearbeitet, ein sicherer
Job im öffentlichen Dienst. Neben seiner Rente hat er noch Reserven
aus dem Verkauf eines Ferienhauses auf Mallorca. Die kalten,
regnerischen Winter in Deutschland hat er hinter sich gelassen. Jetzt
genießt er bei Frühgymnastik am Pool der Seniorenresidenz den
sonnigen Süden.
Und: SPD-Bundestagsabgeordneter Dieter Wiefelspütz. Er steht noch
im Berufsleben, sein Lebensabend ist jetzt schon mehr als
abgesichert. 4.500 € wird er monatlich bekommen, obwohl er nie in
eine Rentenversicherung eingezahlt hat. Er hätte sogar schon vor zwei
Jahren mit 55 in Rente gehen können. Seine üppige Altersversorgung
hält er für nicht gerecht. Im November 2003 versprach er deswegen als
Gast bei „HART aber fair“ Abhilfe: „Wir werden uns endlich die
gleiche Härte zumuten, die alle anderen ertragen müssen.“ Mit Frank
Plasberg und den Zuschauern wettete Wiefelspütz, dass bis spätestens
Juli 2004 die Eckwerte einer neuen und bescheideneren Regelung unter
Dach und Fach seien, andernfalls wolle er eine Monatsdiät von 7009
Euro für einen guten Zweck spenden. Wiefelspütz hat hoch gepokert -
und verloren. Auf eine Reform ihrer Altersbezüge haben sich die
Abgeordneten des Deutschen Bundestages bis Juli nicht verständigen
können. Frank Plasberg nahm die 7009 Euro in der letzten „HART aber
fair“- Sendung vor der Sommerpause entgegen – für Helga Schlotzhauer.
Sie kann das Geld gut gebrauchen. Denn was den Abgeordneten in
eigener Sache so schwer fällt, haben sie für Millionen Bürger längst
beschlossen: Eine de facto - Kürzung der Renten. Hans Fritsche ist
sauer auf die Politik, auch wenn ihm die Nullrunde und die Beiträge
zur Pflege- und Krankenversicherung nicht den Schlaf rauben. Bei
Helga Schlotzhauer hingegen sind ein paar Euro weniger im Monat schon
existenzbedrohend.
In Berlin trifft Helga Schlotzhauer den Bundestagsabgeordneten
Wiefelspütz und muss erfahren, dass es für sie mit dem Verzichten
weitergehen soll: „Was wir Frau Schlotzhauer zumuten, ist nur das
Vorspiel – wir werden noch viel tiefer gehende Einschnitte und
Reformen bei der Rente erleben. Denn die Generation der heute
40jährigen wird nur noch einen Bruchteil des Geldes bekommen, das sie
eingezahlt hat, und wer heute jünger als 20 ist, bekommt noch
weniger, vielleicht gar nichts mehr.“
Die „HART aber fair“- Reportage ist die Ergänzung zum
erfolgreichen WDR-Talk-Format (mittwochs, 20.15-21.45 Uhr im WDR
Fernsehen).
Redaktion: Stefan Wirtz

Pressekontakt:

Kristina Bausch, WDR-Pressestelle
Tel. 0221 - 220 4607
kristina.bausch@wdr.de

Fotos unter www.ard-foto.de

ots-Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk

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