FZ: Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud sieht Euro "fundametal immer noch überbewetet" (Gastbeitrag für die "Fuldaer Zeitung", Ausgabe vom Dienstag, 18. Mai 2010)
Fulda (ots)
Der Euro ist derzeit in aller Munde. Das neu entfachte Interesse gilt jedoch weniger den Vorteilen der gemeinsamen europäischen Währung - vielmehr dominiert die Angst vor der angeblichen Euro-Schwäche. Auch nach den Hilfspaketen für die hochverschuldeten Euro-Mitgliedsländer konnte der Euro sich nur kurzfristig stabilisieren. Dies ist aber weder überraschend, noch beunruhigend. Die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar resultiert nicht nur aus dem "griechischen Desaster". Auch die USA sind zwar im Hinblick auf die öffentliche Verschuldung und den Schuldenstand keine Musterschüler. Aber nach der weltweiten Krise ist die konjunkturelle Erholung in den USA deutlich stärker als in Europa. Zudem fokussieren sich die Märkte derzeit stärker auf die Strukturprobleme der Euro-Zone. Auch ist der Euro fundamental immer noch überbewertet. Schon aus diesen Gründen ist eine Abwertung des Euro zwingend. Nur ist das keine Schwäche, sondern eine Anpassung an den langfristig fundamentalen Wert, der bei etwa 1,20 Dollar liegt.
Flexible Wechselkurse zeichnen sich doch gerade dadurch aus, dass sie die notwendigen Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen vornehmen können. Das sollte man begrüßen und nicht den Untergang der abwertenden Währung beschwören. Hat man schon vergessen, dass der Euro im Jahr 1999 mit einem Wert von 1,17 Dollar startete? Im Vorfeld der Bargeldeinführung im Jahr 2002 fiel der Euro sogar weit unter die Marke von 1,00 Dollar. Trotzdem gelang die Bargeldeinführung reibungslos. In den Folgejahren legte der Euro dann eine Rallye hin und schoss im Jahr 2008 bis auf über 1,60 Dollar. Nunmehr bewegt er sich zurück auf seinen fairen Wert.
Gerade die Flexibilität nach außen in Kombination mit der Stabilität in der Währungsunion verschafft Deutschland im internationalen Handel große Vorteile. So kann gerade Deutschland als Gewinner der Europäischen Währungsunion gesehen werden. Mit der Fixierung der Wechselkurse in der Euro-Zone, in die mehr als 40 Prozent unserer Exporte gehen, erhalten wir für einen Großteil unserer wichtigsten Absatzgebiete eine hohe Transparenz bei geringen Transaktionskosten. Gerade weil der Euro gegenüber unseren wichtigsten Handelspartnern in der Euro-Zone Stabilität bringt, sollten Schwankungen gegenüber den anderen Währungen viel gelassener gesehen werden. Deutschland hätte ohne den Euro aufgrund seines hohen Exportanteils deutlich mehr unter Wechselkursschwankungen zu leiden. Man stelle sich einfach mal vor, wir hätten in den letzten zehn Jahren den Euro nicht gehabt. Starke Wechselkursschwankungen innerhalb der Eurozone hätten den Handel beeinträchtigt - zu erinnern sei nur an die Turbulenzen der frühen 90er Jahre, wobei in der Folge die deutschen Exporte immer stark gelitten haben.
Aktuell bringt die Abwertung des Euro beispielsweise gegenüber dem Dollar konjunkturell sogar positive Effekte mit sich. Unsere Exportgüter werden günstiger und somit verstärkt nachgefragt. Die letzten Exportzahlen zeigen, dass im Jahresvergleich ein Anstieg von 20 Prozent zu verzeichnen ist. Und wie im Lehrbuch folgt dem Exportanstieg ein Anspringen der Investitionen, wovon wiederum der Arbeitsmarkt profitiert.
Warum besteht also trotz alledem Angst vor einem schwachen Euro? Durch die Abwertung erhöhen sich die Preise importierter Güter, wie beispielsweise Rohöl. Allerdings bringt auch hier der Euro Stabilität, denn unsere wichtigsten Importländer befinden sich ebenfalls in der Europäischen Währungsunion. Da viele unserer Handelspartner in den nächsten Jahren mittels Lohnzurückhaltung wieder ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern müssen, resultiert hieraus aber eher ein de- als ein inflationärer Effekt. Panikmache bezüglich der Euro-Entwicklung ist somit fehl am Platz.
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