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FZ: "Eine Herkulesaufgabe"
Kommentar der "Fuldaer Zeitung" zu Bahn/Verspätungen (Mittwochausgabe, 21.9.2011)

Fulda (ots)

Seit gestern macht die Bahn öffentlich, was jeder Pendler und Passagier mit gesundem Menschenverstand und funktionierender Armbanduhr seit Jahren gewusst hat: Viele Züge sind unpünktlich. Im Fernverkehr ist es sogar jeder fünfte ICE oder Intercity. Dabei zählen in der Bahnstatistik Verspätungen von bis zu sechs Minuten noch nicht einmal. Für den einzelnen Reisenden können aber auch schon 5:30 Minuten, die ein ICE "pünktlich" zu spät ist, dafür sorgen, dass der Anschlusszug gerade weg ist - und die Fahrt von der Arbeit nach Hause oder die Anreise zum Urlaubsziel zwei oder drei Stunden länger als erwartet dauert. Bei vielen Berufspendlern, die solche Situationen manchmal mehrmals pro Woche erleben, hat deshalb oft schon Resignation eingesetzt. Sie halten der Bahn nicht aus Begeisterung die Treue, sondern weil schlicht die Alternativen fehlen. Und diese Vielfahrer werden es auch wieder in erster Linie sein, die ab Ende des Jahres zur Kasse gebeten werden, wenn die bereits angekündigte nächste Fahrpreiserhöhung ansteht. Die emotionale Bindung der Kunden an das Produkt - die Werbestrategen immer so gerne beschwören -, sie gelingt der Deutschen Bahn ohne Zweifel. Das Problem allerdings ist: Es sind fast ausschließlich negative Emotionen. Doch pures Genörgel und Horrorgeschichten über nächtliche Odysseen auf deutschen Gleisen führen nicht weiter. Denn die Ursachen, weshalb die einst sprichwörtliche Pünktlichkeit der Deutschen Bahn flötengegangen ist, sind vielschichtig. Eine Pauschalschelte nach dem Motto "Hartmut Mehdorn und sein Börsenwahn waren Gift für die gute, alte Bahn" wird dem nicht gerecht. Sicher: Der langjährige Bahnchef hat an allen Ecken und Enden gespart, irgendwann rächt sich das. Auch wurden Milliarden in Prestigeprojekte gesteckt, überlastete Bahnknoten und Nadelöhre wie etwa die Kinzigtaltrasse Hanau-Fulda hingegen lediglich kosmetisch hergerichtet, auch wenn die Schienen vor lauter Überlastung schon gewaltig knirschen. Doch es gab und gibt auch strukturelle Probleme, die das ehemalige Staatsunternehmen immer noch schwerfällig und kunden-unfreundlich machen. Der neue Rüdiger Bahnchef Grube will das alles beheben. Eine wahre Herkulesaufgabe. Immerhin kann man jetzt im Internet die Fortschritte verfolgen. Hoffentlich.

Pressekontakt:

Fuldaer Zeitung
Johannes Heller
Telefon: 0661 280-447
johannes.heller@fuldaerzeitung.de

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