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Angriff auf den iranischen Staat Kommentar der Fuldaer Zeitung (4. Januar) zum US-Drohnenanschlag auf den iranischen General Soleimani

Fulda (ots)

Die amerikanische Weltsicht wirkt durch unsere Brille zuweilen verzerrt, holzschnittartig, manchmal auch fatal naiv. Da behauptete doch Trump-Berater Christian Whiton gestern ernsthaft, die Tötung des iranischen Topgenerals Ghassem Soleimani mache "die Welt sicherer für Amerikaner". Und Oliver North, einst Sicherheitsberater von Präsident Ronald Reagan, glaubt, der Tod des Generals werde "die Zahl der Terrorattacken dramatisch senken." Dass dem Angriff am Flughafen von Bagdad die Aufforderung der US-Regierung folgte, alle Amerikaner sollten den Irak sofort verlassen, ist ein Hinweis darauf, dass man den Analysen der eigenen Administration nicht ganz traut, zumindest kurzfristig nicht. Hierzulande wird wohl kaum jemand bestreiten, dass der amerikanische Drohnenangriff am Flughafen von Bagdad die Region in noch mehr Chaos und Gewalt stürzt, als ohnehin schon im Irak und den angrenzenden Ländern herrschen. Und auch außerhalb des Nahen Ostens dürfte sich die Sicherheitslage - vor allem für Amerikaner, aber auch für uns - eher verschärfen als entspannen. Der Unterschied zu bisherigen Militäraktionen der USA in der Region: Das Ziel der Drohne war nicht irgendein Terrorist mit einem Grüppchen Gefolgsleuten. Mit Soleimani wurde der - nach Meinung vieler - zweitmächtigste Mann im Iran ausgeschaltet, verehrt im Iran wie ein "Popstar" des Terrors, der mutig gegen die "Aggressoren" in und außerhalb der Region kämpfte. Gerade dass es sich bei dem General um eine Art Verteidigungsminister handelte, macht die Sache so gefährlich: Trumps Drohne hat den iranischen Staat getroffen, und dieser wird nicht nur Soleimanis Position mit einem neuen, vielleicht genauso gefährlichen Mann besetzen - wenn die Hydra einen Kopf verliert, wachsen an dessen Stelle zwei neue nach. Die iranische Führung wird sich - um ihr Gesicht zu wahren - gezwungen sehen, den vielen Tausenden, die jetzt auf den Straßen Vergeltung fordern, ein Signal zu senden. Wahrscheinlich werden es diesmal keine versprengten Dschihadisten sein, die US-Einrichtungen in der Region angreifen. Massivere und weitreichendere Folgen für die Welt hätte zum Beispiel ein Angriff auf saudische Ölanlagen. Keine Frage: Die USA haben wie jeder andere Staat ein Recht auf Selbstverteidigung - und völkerrechtlich mag die Tötung des Generals vielleicht nicht zu beanstanden sein. Doch Trump hat wieder einmal bewiesen, dass er ohne Fingerspitzengefühl agiert. Er zündet eine weitere Lunte in einem Brandgebiet und löst damit womöglich einen massiven Flächenbrand aus. Es sieht nicht gut aus in diesen ersten Tagen des Jahres 2020. / Bernd Loskant

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Telefon: 0661 280-445
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