Endstation Arbeitsamt für IT-Umschüler
COMPUTERWOCHE: Staatliche
Weiterbildungskonzepte gehen am Markt vorbei
Schulungsanbieter
unterliegen keiner Erfolgskontrolle
München (ots)
IT-Umschüler, die an staatlich geförderten Umschulungsmaßnahmen teilgenommen haben, können sich nach einem Bericht der IT-Fachzeitung COMPUTERWOCHE (EVT: 20. September 2002) am Arbeitsmarkt nicht behaupten. Befragte Unternehmen zeigen kaum Interesse an den IT-Umschülern. Die Gründe: Die staatlichen Umschulungsmaßnahmen decken nicht die Bedürfnisse der Unternehmer ab. "Die Komplexität, die heutzutage in der IT gefragt ist, fordert Spezialwissen für bestimmte Jobs. Leute, die nur Umschulungsmaßnahmen durchlaufen haben, werden keine Chance am IT-Arbeitsmarkt haben", bringt es Heinrich Brinkmann, CIO bei Kraft Jacobs Suchard Erzeugnisse GmbH & Co.KG, auf den Punkt. Zudem sind die Dozenten häufig gering qualifiziert und der Unterricht dementsprechend schlecht, berichtet COMPUTERWOCHE weiter. Freie Weiterbildungs-Träger verschwenden so Steuergelder für nutzlose Kurse und die Teilnehmer landen am Ende wieder in der Arbeitslosenstatistik.
Wie die COMPUTERWOCHE weiter berichtet, blüht das Geschäft mit Weiterbildungen und Umschulungen dennoch. Das Problem steckt im System: Im Verwaltungsausschuss der Bundesanstalt für Arbeit (BA) entscheiden unter anderem die Freien Träger über die Finanzierung ihrer eigenen Schulungsmaßnahmen. Hilmar Schneider, Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Bonner Forschungsinstitut, zur Zukunft der Arbeit: "Die Freien Träger konzipieren Maßnahmen, die ihnen am gelegensten kommen." Tatsächlich sollte die BA nur Ausbildungsmaßnahmen ausschreiben, die auf Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten sind, fordert er. "Aber eine Bürokratie arbeitet eben nicht nach wirtschaftlichen Richtlinien", resigniert Schneider. Wie ahnungslos die BA bei der Zertifizierung von Ausbildungsmaßnahmen operiert, offenbaren die Aussagen von Heinrich Alt, dem früheren Vizepräsident der BA und jetzigem Mitglied des Vorstands: "Hart kontrolliert werden die Trainingsmaßnahmen nicht."
Die Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit gleichen daher eher blindem Aktionismus: "Die Arbeitsämter haben doch so gut wie keinen Kontakt zu den Firmen und somit auch keine Ahnung, welche Qualifikationsprofile in den Unternehmen gefragt sind", kritisiert Ludger Schmitz, Personalverantwortlicher bei der LVM-Versicherung Münster. Kritik kommt auch von privaten Arbeitsvermittlern: "Es ist unglaublich, wie viele Menschen in Tätigkeitsfeldern ausgebildet werden, die niemand jemals wirklich braucht", urteilt Renate Erxleben, Deutschland Managerin beim privaten Arbeitsvermittler Maatwerk, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Mit Trendprognosen, Tendenz- oder gar fundierten Marktanalysen habe die Auswahl der Umschulungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen durch Arbeitsämter nichts zu tun.
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