Familienunternehmen nehmen niedrigere Börsenbewertung in Kauf
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Studie: Familienunternehmen akzeptieren bei IPOs höheres Underpricing / Preisabschlag ist um rund zehn Prozentpunkte höher als bei nicht-familiengeführten Kapitalgesellschaften
Familienunternehmen akzeptieren bei einem Börsengang einen höheren Abschlag vom möglichen Emissionspreis als andere Kapitalgesellschaften. Als Kompensation für den entgangenen maximalen Erlös dient ein vergleichsweise höherer nicht-wirtschaftlicher Nutzen ("Socio-Economic-Wealth"), etwa durch den weiterhin bestimmenden Einfluss der Familie auf das Unternehmen.
Wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und dem Institut für Familienunternehmen der WHU - Otto Beisheim School of Management hervorgeht, ist das so genannte Underpricing, also die Differenz zwischen dem erzielten und dem möglichen Emissionspreis, bei Familienunternehmen im Durchschnitt um zehn Prozentpunkte höher als bei nicht-familiengeführten Kapitalgesellschaften. Dieses Resultat hat auch dann Bestand, wenn unterschiedliche Definitionen von Familienunternehmen und IPO-Underpricing zugrunde gelegt werden. Das Ergebnis der Analyse ist für die Kapitalmarktakteure durchaus bedeutsam. So bieten IPOs von Familienunternehmen auf Grund der statistisch nachweisbaren stärkeren Unterbewertung größere Kurschancen.
"Strategische Entscheidungen in Familienunternehmen zielen oft auch darauf ab, den nicht-wirtschaftlichen Nutzen der Eigentümer zu erhalten. Um beispielsweise den Einfluss der Familie auch nach einem Börsengang sicherzustellen, akzeptieren Familienunternehmen eine niedrigere Bewertung ihres Unternehmens durch den Kapitalmarkt. Was im ersten Moment unprofessionell erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein langfristig kluges Verhalten", erläutert Dr. Peter Bartels, PwC-Vorstand und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC.
Zudem können sich Familienunternehmen auch mit Rücksicht auf ihre Reputation bewusst für einen "zu niedrigen" Emissionspreis entscheiden: So steigen mit höherem Abschlag vom Fair Value (Marktwert) die Erfolgsaussichten für den Börsengang. Ein weiteres Motiv für das Underpricing kann auch die Sorge vor rechtlichen Auseinandersetzungen sein, sollte der Aktienkurs nach dem IPO deutlich nachgeben.
"Familienunternehmen denken generationenübergreifend, daher vermeiden sie - wann immer möglich - eine Schädigung der Reputation von Unternehmen und Familie, da diese langfristig deutlich teurer ist als der kurzfristige Verzicht auf einen maximalen Ausgabekurs", betont Prof. Dr. Sabine Rau, die den Lehrstuhl für Family Business an der WHU innehat.
Für die Studie wurden 153 Börsengänge deutscher Unternehmen in den Jahren von 2004 bis 2011 analysiert. Das ermittelte Underpricing ergibt sich aus der am ersten Handelstag erzielten Rendite der Neuemissionen. Der aufgezeigte Zusammenhang zwischen Underpricing und Familienunternehmen ließ sich in der Studie aber auch über längere Zeiträume nachweisen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.pwc.de/ipo-underpricing
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