Adenauers Maschine aufgebockt
Lufthansa Techniker der ersten Stunden
Frankfurt am Main (ots)
"Hallo Lufthansa! In der Reihe der Weltfluggesellschaften heißen wir das "neue" alte Mitglied willkommen." Das ist der Wortlaut einer am 1. April 1955 geschalteten Anzeige, mit der Pan American damals die Wiederaufnahme des Flugbetriebs der Lufthansa öffentlich begrüßte. Am 1. April steht nun das 50-jährige Jubiläum der Lufthansa an. Zu diesem Anlass möchten wir Sie bis zu diesem Datum jeweils montags und donnerstags über verschiedene Themen rund um die Geschichte und Entwicklung der Fluggesellschaft informieren.
"Er lief immer mit so einem langen Regenmantel und einem Hut herum", erinnert sich Rolf Kliem. Es war bei der US-Airforce in BerlinTempelhof, als der bereits erfahrene Flugzeugmechaniker den zukünftigen technischen Vorstand der Lufthansa, Gerhard Höltje, kennen lernte. Höltje leitete dort vorübergehend die deutsche "Truppe", die die Transportflotte der Amerikaner wartete. "Zu dieser Zeit, etwa 1953, durfte die Lufthansa noch nicht selbst fliegen, inzwischen war aber schon ein leichter Schimmer von Lufthansa am Horizont zu sehen und Dipl.-Ing. Höltje sammelte das Häuflein der Verbliebenen mit Flugzeugkenntnissen zusammen", erzählt Kliem.
Rolf Kliem war einer davon und bereits vor dem offiziellen Start des Flugbetriebes im Team der Lufthansa. 1954 wurde er in Holland bei der KLM auf die bereits bestellten ersten Flugzeuge der Lufthansa, die Convair 340 (und später auf die Convair 440) ausgebildet. Als technischer Beauftragter der Lufthansa reiste er nach der Ausbildung noch im gleichen Jahr nach San Diego, um die Abnahme und Überführung der zweiten Lufthansa eigenen Maschine, einer Convair 340, mit zu betreuen.
"Unser Weg führte von San Diego über New York, Goosbay nach Keflavik auf Iceland." An diesen Zwischenstopp erinnert sich Rolf Kliem besonders gut, denn dort gab es eine erste Beanstandung: der rechte Motor der brandneuen Maschine ging im Leerlauf immer aus. Und zu allem Überfluss musste der Mechaniker feststellen, dass man irgendwo unterwegs seinen Werkzeugkasten hatte mitgehen lassen. Die in der Nähe stationierte US-Airforce half mit Material und Werkzeug aus und Rolf Kliem konnte das Flugzeug schließlich wieder startklar melden. Außer einem kurzzeitigen wetterbedingten Ausfall der Funkverbindung verlief der Weiterflug nach Hamburg dann ohne weitere "Zwischenfälle".
Als erster Flugzeugmechaniker für Lufthansa wurde Rolf Kliem anschließend für einige Zeit in London stationiert. Ein außerplanmäßiger Besuch des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, der sich auf der Rückreise aus den USA befand, gehört mit zu seinen unvergesslichen Erlebnissen aus dieser Zeit.
"Eine Beanstandung am Fahrwerk brachte alle in helle Aufregung", so Kliem. "Es hat geschüttet wie aus Eimern und wir waren immer noch dabei, das Fahrwerk zu reparieren, als Herr Adenauer mit seinem Gefolge wieder am Flughafen eintraf. Samt dem Bundeskanzler und unter Aufsicht seiner 'Bodyguards' mussten wir die Maschine dann zuerst aufbocken und wieder ablassen. Mit einer Stunde Verspätung konnte sie endlich abheben."
Da es damals noch keine Regierungsflugzeuge gab, charterte die Bundesregierung regelmäßig Maschinen der Lufthansa. Das bescherte Rolf Kliem - inzwischen Werkmeister des Wartungsbetriebes der Lufthansa in Hamburg - 1958 eine weitere hochrangige Begegnung.
Als zuständiger Techniker begleitete er Bundespräsident Heuss auf seinem Staatsbesuch bei der englischen Königin. "Alles verlief dieses Mal reibungslos. Das Wetter war schön, der Flug ruhig. Doch es ereignete sich doch etwas Besonderes für uns. Als wir über dem Ärmelkanal kurz vor der englischen Küste waren, tauchten plötzlich Düsenjäger der Royal Airforce neben uns auf und begleiteten uns bis zur Landung in London", berichtet Kliem. "Der Bundespräsident schaute als Antimilitarist demonstrativ weg". Die Speisekarte von diesem Flug und ein selbst geschossenes Foto vom Bundespräsidenten hat Kliem bis heute aufgehoben.
Dem "VIP-Geschäft" ist Rolf Kliem im Laufe seiner Zeit bei Lufthansa übrigens treu geblieben. In den letzten Jahren seiner Tätigkeit bei der Lufthansa Technik in Hamburg hat er bis 1984 vor allem Kunden aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten betreut, die ihre Flugzeuge bei Lufthansa überholen oder umbauen ließen. "Das war ein Geschäftsfeld, das sich Lufthansa damals erst erarbeiten musste. Es entstand daraus, dass die Mechaniker in Hamburg tagsüber recht wenig zu tun hatten, denn am Tage sind die Flugzeuge ja geflogen. Erst abends, wenn sie wieder reinkamen, ging es bei der Technik richtig los. Um diesen 'Leerlauf' sinnvoll zu nutzen, begann Lufthansa damit, Fremdkunden anzuwerben", so Kliem.
Vielen hochrangigen Persönlichkeiten wie dem saudi-arabischen König ist Rolf Kliem auch in dieser Funktion begegnet. Erfahrungen, die er nicht missen möchte. Und die geschäftlichen Reisen nach Saudi-Arabien oder in die Vereinigten Arabischen Emirate zählen für ihn zweifelsohne mit zu den Highlights seiner lebenslangen Laufbahn bei Lufthansa.
Für weitere Informationen und Bildmaterial steht Ihnen die Pressestelle der Lufthansa gerne zur Verfügung. Ebenso besteht die Möglichkeit zu Gesprächen und Interviews mit Zeitzeugen.
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