2. Deutscher Zuckerreduktionsgipfel: AOK fordert verbindliche Zusagen von der Lebensmittelindustrie
Berlin (ots)
Der AOK-Bundesverband begrüßt die Zusammenarbeit zwischen Bundesernährungsministerium und Wirtschaftsverbänden des Runden Tisches zur Absenkung des Zucker-, Salz- und Fettgehalts in Lebensmitteln. Vor rund 200 Gästen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen und Wirtschaft auf dem zweiten Deutschen Zuckerreduktionsgipfel erklärte der Vorstandsvorsitzende Martin Litsch: "Es ist erfreulich, dass Bewegung ins Thema kommt. Prominente Vertreter der Lebensmittelindustrie haben inzwischen das Risiko des übermäßigen Zuckerkonsums erkannt und Reduktionsstrategien gestartet. Das ist ein erster Schritt, kappt aber leider nur die Spitze des Zuckerbergs. Wir setzen darauf, dass weitere Akteure Verantwortung übernehmen und sich der von der Politik geplanten nationalen Reduktionsstrategie anschließen. Dazu gehört eine Einigung auf kurzfristig nachvollziehbare und messbare Reduktionsziele."
Welchen Stellenwert der Kampf gegen den überhöhten Zuckerkonsum mittlerweile auch in der Politik hat, zeigt die Teilnahme von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner am AOK-Kongress. "Mein Ziel ist es, die gesunde Wahl von Lebensmitteln zur leichten Wahl zu machen. Diesem Ziel sind wir ein ganzes Stück näher gekommen, indem es gelungen ist, mit der Wirtschaft eine Vereinbarung zu erzielen, nach der weniger Zucker, Fette und Salz in Fertignahrungsmitteln verwendet werden. Außerdem werde ich künftig Zucker und süßende Zutaten in Säuglings-und Kindertees verbieten. Auch die Kindermilchen nehmen wir in den Blick. Zur gesunden Wahl gehört aber auch das Wissen des Verbrauchers, was ausgewogene Ernährung ist. Also Ernährungskompetenz. Auch darauf lege ich meinen Fokus. Daher freue ich mich über die Schirmherrschaft für die Studie mit der AOK zur Ernährungskompetenz. Mein Ministerium wird sich an der Finanzierung der Studie beteiligen. Nach Abschluss der Studie werden wir wissen, wie es um die Ernährungskompetenz in Deutschland steht und können dann mit konkreten Maßnahmen daran anknüpfen", sagte die Ministerin im Rahmen ihres Vortrages. Er stand unter dem Motto "Essen ist Privatsache. Wann der Staat sich trotzdem einmischen muss."
AOK-Vorstand Martin Litsch sieht in der mit dem Bundesernährungsministerium gemeinsamen Förderung der Ernährungskompetenz ebenfalls ein wichtiges Handlungsfeld. Litsch unterstrich jedoch, dass nur eine breit angelegte Strategie zu einem dauerhaften und spürbaren Rückgang des Zuckerkonsums führt: "Der Erfolg hängt auch entscheidend davon ab, wie ernst die Lebensmittelindustrie ihre jetzt geschlossene Vereinbarung nimmt. Wir werden die Umsetzung des Grundsatzpapiers daher aufmerksam verfolgen. Dafür wird auch unser neu gegründetes Bündnis 'Aktion weniger Zucker' sorgen." Neben dem AOK-Bundesverband haben sich die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, die Deutsche Diabetes Gesellschaft, das Ethnomedizinische Zentrum e.V. sowie die Verbraucherschutzorganisation foodwatch e.V. der Initiative angeschlossen. Zusammen wollen alle Partner die politischen Rahmenbedingungen verändern, um eine gesunde Ernährung für alle Bevölkerungsschichten zu erleichtern, heißt es im gemeinsamen Grundsatzpapier. Zentrale Ziele sind ein Verbot des Kindermarketings für zucker- sowie hochkalorische Lebensmitteln, eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung, steuerliche Anreize für die Industrie, gesündere Rezepturen sowie verbindliche Standards für die Kita- und Schulverpflegung.
Laut Verbandschef Litsch ist das Kernproblem, dass wir in einer Umwelt leben, die eine ausgewogene und gesunde Ernährung immer schwieriger macht. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass rund 80 Prozent der Fertigprodukte in Supermärkten zugesetzten Zucker enthalten, der für Verbraucher nur schwer erkennbar ist. Deshalb hat die AOK auch abseits des Zuckerreduktionsgipfels ihr Engagement für weniger Zucker stark ausgebaut. Parallel zum Kongress präsentierte die Gesundheitskasse in Berlin den ersten transparenten Supermarkt. Anhand gängiger und beliebter Lebensmittel wird dort visualisiert, wieviel Zucker tatsächlich in Produkten aus dem Discounter steckt.
Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung belegt, dass rund 92 Prozent der Eltern den Gesamtzuckergehalt von Lebensmitteln und Getränken gar nicht einschätzen können. Aus Sicht der AOK gilt es daher, die Gesundheitskompetenz der Verbraucher zu stärken, zum Beispiel durch die neue App "AOK Gesund Einkaufen". Die kostenlose Anwendung unterstützt Konsumenten beim Erkennen und Einordnen von Zucker-, Salz- und Fettanteilen in Lebensmitteln mittels Nährwert-Ampel oder einem Zuckerwürfel-Rechner. Außerdem verfügt die App über eine Funktion, die auch den versteckten Zucker aufdeckt, der sich hinter über 70 unterschiedlichen Begriffen verbirgt.
Alle weiteren Informationen zum 2. Deutschen Zuckerreduktionsgipfel gibt es unter https://aok-bv.de/engagement/wenigerzucker/ - im Anschluss an die Veranstaltung stehen dort die Präsentationen aller Redner, Fotos und Videostatements zur Verfügung.
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