Nachwuchs kritisiert miserable Arbeitsbedingungen - BVMD-Umfrage unter Medizinstudierenden in Deutschland
Berlin (ots)
Medizinstudierende sind bereit, viel Zeit und Energie in den Arztberuf zu investieren, wenn sie dafür vernünftige Arbeitsbedingungen vorfinden. Weit über die Hälfte der angehenden Ärztinnen und Ärzte würde bis zu 50 Stunden pro Woche im Krankenhaus arbeiten, unbezahlte Überstunden aber wollen 40 Prozent der Jungmediziner auf keinen Fall leisten. Dies geht aus einer heute in Berlin vorgestellten Online-Umfrage der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (BVMD) hervor, an der über 3.600 Medizinstudierende aus ganz Deutschland teilgenommen haben.
"Die Medizinstudierenden würden gerne in Deutschland ärztlich tätig werden, sehen sich aber durch die schlechten Arbeitsbedingungen von Assistenzärzten in deutschen Krankenhäusern oft gezwungen, Jobs in medizinnahen Berufsfeldern oder im Ausland anzunehmen", kommentiert Maike Wilk, Bundeskoordinatorin der AG Gesundheitspolitik der BVMD, die Ergebnisse der Umfrage. Abschreckend wirkten auf den Medizinernachwuchs nicht allein die Aussicht auf zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse, schlechte Bezahlung und ungeregelte Arbeitszeiten, sondern auch die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Gefährdung der Patienten durch übermüdete Ärzte und die hohe Belastung durch Verwaltungstätigkeiten.
Rund 90 Prozent der Befragten sehen eine Entlastung bei Verwaltungsaufgaben als wichtiges Kriterium für die Arbeitsplatzsuche an. Etwa 86 Prozent der Studierenden wünschen sich Kinder, zugleich halten 79 Prozent der Befragten es für schwierig oder sehr schwierig, den Kinderwunsch mit dem Arztberuf zu vereinbaren. Weit über der Hälfte der Befragten ist auch der Ruf des Krankenhauses wichtig und mehr als 90 Prozent wünschen sich bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber gute Fortbildungsmöglichkeiten. Besonders wichtig sind den Studierenden das Betriebsklima des Krankenhauses (für 87,7 Prozent sehr wichtig und für 11,3 Prozent wichtig) und ein partnerschaftlicher Umgang mit den Vorgesetzten (für 55,6 Prozent sehr wichtig und für 34,3 Prozent wichtig).
In den individuellen Kommentaren der Umfrage kommt immer wieder zum Ausdruck, dass sich die angehenden Ärztinnen und Ärzte eine Tätigkeit im Ausland als mögliche Option nach dem Studium vorbehalten. "Es sollte den Verantwortlichen zu denken geben", schrieb etwa ein Medizinstudent, "wenn man im 3. Semester schon einen Norwegisch-Kurs besucht". "Die Politik und auch die Krankenhausträger sollten solche Aussagen sehr ernst nehmen. Die Arbeitsbedingungen für Ärzte müssen sich grundlegend verbessern, sonst bricht uns der Nachwuchs auf breiter Front weg", warnt Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe.
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