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Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

Die ersten FBW-Prädikate im Neuen Jahr

Wiesbaden (ots)

Prädikat besonders wertvoll
Same Same But Different
Filmstart: 21.01.10, Drama. Deutschland 2009
Ebenso mächtig wie zerbrechlich ist diese junge Liebe zwischen zwei 
Welten: Praktikant Ben, glänzend gespielt von David Kross, ist nach 
Asien gefahren, um mal richtig Gas zu geben und Spaß zu haben. 
Stattdessen findet er seine große Liebe in der HIV-infizierten 
Prostituierten Sreykeo und verstrickt sich auch nach seiner Rückkehr 
nach Deutschland immer weiter in ein komplexes Beziehungsgeflecht aus
Armut, Abhängigkeiten, Missverständnissen und tiefster Zuneigung. 
Detlev Bucks ungewöhnliches Projekt beweist, dass der Regisseur sein 
Handwerk beherrscht und an die Verfilmung dieser authentischen 
Lebensgeschichte mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen für seine 
jungen Protagonisten, die Lebensrealität in Kambodscha und das 
Lebensgefühl der nach Abwechslung suchenden Backpackertouristen 
herangeht. Authentische Momente ohne Klischees!
Up in the Air
Filmstart: 04.02.10, Komödie. USA 2009
Das Leben von Ryan Bingham (George Clooney) spielt sich an über 300 
Tagen im Jahr auf Reisen ab, wenn er im Auftrag von US-Firmen 
unterwegs ist, um deren Angestellte in einem persönlichen Gespräch zu
feuern. Die Arbeit mit einer neuen, hoch motivierten Kollegin 
verändert den einsamen Reisenden eben so plötzlich wie die Begegnung 
mit der geheimnisvollen Alex, einer gleichgesinnten Vielfliegerin, 
mit der er eine Affäre auf der Durchreise zwischen Dallas, Omaha und 
Miami beginnt. Neben dieser sehr amüsanten Geschichte mit starken, 
schillernden Charakteren thematisiert Regisseur Jason Reitman aber 
auch die Verzweiflung der entlassenen Arbeitnehmer, wirft den Blick 
in ihre frustrierten, traurigen, entsetzten Gesichter und inszeniert 
somit nicht nur eine Komödie mit ernsten Untertönen, sondern gibt 
auch ein deutliches Statement zur aktuellen politischen wie 
ökonomischen Lage ab. Intelligentes, unterhaltsames Kino, 
dramaturgisch geschickt aufgebaut, mit Tiefe und Nachklang.
Prädikat wertvoll
In meinem Himmel
Filmstart: 18.02.10, Mystery-Thriller. USA; Großbritannien; 
Neuseeland 2009
Susie Salmon (Saoirse Ronan) wird im Alter von 14 Jahren ermordet. 
Nun befindet sich die eigentlich so lebenslustige Teenagerin in einer
Zwischenwelt, von wo aus sie immer noch mit ihrer trauernden Familie 
in Kontakt steht, aber auch ihren Mörder beobachten kann. Obwohl 
Susies Vater (Mark Wahlberg) ihren Nachbarn verdächtigt und ihre 
Schwester sogar Beweise für dessen Schuld aufdeckt, soll sich das 
Schicksal ihres Mörders und Susies Loslösung von der Welt erst Jahre 
später erfüllen. Peter Jackson erzählt nach dem Roman von Alice 
Seibold eine packende Kriminalgeschichte mit vielen fantastischen 
Elementen, die ein breites Spektrum an Emotionen aufkommen lässt. Die
FBW-Jury lobt den raffinierten und aufwendig gestalteten 
Mystery-Thriller, der nicht nur mit einer guten Besetzung, sondern 
auch durch atemberaubende Spannung und wunderschöne, animierte 
Traumwelten punktet.
Wenn Liebe so einfach wäre
Filmstart: 21.01.10, Komödie. USA 2009
Jake (Alec Baldwin) und Jane (Meryl Streep) verbindet zehn Jahre nach
ihrer Scheidung nichts mehr - außer die drei bereits erwachsenen 
Sprößlinge. Doch ganz unverhofft kommen die alten Gefühle zurück und 
die beiden beginnen trotz Jacks zweiter Ehe eine prickelnd 
unvernünftige Affäre. Nun muss sich Jane zwischen ihrer Vergangenheit
und einer möglichen neuen Beziehung mit dem Architekten Adam (Steve 
Martin) entscheiden... Vergnügliche Komödien mit Starbesetzung und 
viel Situationskomik, romantisch und unterhaltsam, aber auch mit ein 
paar ernsthaften Anklängen und interessanten Grundproblematiken - für
diese Filme hat sich Regisseurin Nancy Meyers in Hollywood einen 
Namen gemacht und überzeugt auch mit ihrem neuesten Werk über 
Liebeswirrungen im fortgeschrittenen Alter. Herrlich erfrischend!
Dokumentarfilme
Five Ways to Dario
Biopic; Essayfilm . Deutschland; Mexiko; Argentinien 2010
Vor einigen Jahren reiste Dario Aguirre für seine große Liebe von 
Ecuador nach Deutschland und blieb. Tief geprägt vom Gefühl des 
Lebens zwischen zwei Welten, setzt sich der Regisseur heute mit 
seiner kulturellen Identität auseinander. Dafür wählte er einen 
ungewöhnlichen Weg: über das Internet kontaktierte er Namensvetter 
und machte sich auf, fünf von ihnen in Lateinamerika zu besuchen. In 
seinem Dokumentarfilm schildert er auf höchst persönliche Weise, wie 
er einen Psychologen, einen taxifahrenden Rentner, einen Porträts 
zeichnenden Wachmann, einen Fußball begeisterten Soldaten und einen 
jungen Sportler kennenlernt. Diese Darios nehmen ihn nicht nur mit in
ihre Lebenswirklichkeiten, sie lehren ihn auch Autofahren und 
Schießen und erteilen ihm Lektionen in Sachen Gastfreundschaft, Liebe
und Zugehörigkeit. So gelingt in Zeiten der Globalisierung ein 
lebensbejahender Essayfilm zwischen den Kontinenten, der viel 
Lebenserfahrung (mit-)zuteilen hat!
Yellow Cake
Dokumentarfilm . Deutschland 2010
Über einen langen Zeitraum verfolgte und recherchierte das Team um 
Dokumentarfilmer Joachim Tschirner genauestens die Entwicklungen zum 
gern tot geschwiegenen Thema der Uranerzgewinnung, dem ersten Glied 
der atomaren Kette, dessen Produkt Yellow Cake der Wirtschaft 
gigantische Gewinne einbringt. Ausgangspunkt sind Thüringen, Sachsen 
und die Folgen der Arbeitsweise des ehemaligen DDR-Konzerns Wismut. 
Von dort führt der Weg die Filmemacher zu den größten Uranminen der 
Welt nach Namibia, Australien und Kanada. Hier führen sie vielsagende
Gespräche mit Arbeitern und Landbesitzern sowie entlarvende 
Interviews mit der Industrie. YELLOW CAKE ist eine anspruchsvolle und
journalistisch sorgfältig aufbereitete Dokumentation über den Umgang 
mit Natur und Menschenleben, über die Machtverhältnisse zwischen 
Demokratien und Industrie, die Zerstörung wunderbarer Landschaften 
und die Belastungen von Ökosystemen, in ihren vollen Konsequenzen 
heute noch gar nicht abschätzbar. Ein sehenswerter Dokumentarfilm, 
der die Decke der Geheimhaltung zu lüften vermag.
DVD
Prädikat besonders wertvoll
Auf der Suche nach dem Gedächtnis
DVD VÖ-Datum: 22.01.10. Deutschland 2008
Zeit seines Lebens ist der heute über 80jährige Hirnforscher und 
Nobelpreisträger Eric Kandel AUF DER SUCHE NACH DEM GEDÄCHTNIS 
gewesen. Zu welchen Erkenntnissen der gebürtige Wiener jüdischer 
Herkunft auf seinem ungewöhnlichen Lebensweg - der Emigration in die 
USA, den Folgen des Holocaust und den mehr als 50 Jahren Tätigkeit in
der Hirnforschung - kam, fasst Regisseurin Petra Seeger in ihrem 
ebenso informativen wie unterhaltsamen Film zusammen. Dabei folgt sie
ihrem außergewöhnlich offenen, humorvollen und charismatischen 
Gegenüber nach New York und auf den Spuren ins Wien seiner 
Vergangenheit, wo Biografie und Forschung immer wieder ineinander 
greifen. Eine charmante Dokumentation mit viel Witz, die bereits 
zahlreiche Kinobesucher beigeisterte und weit mehr ist als ein 
filmisches Portrait! Ein großer Film über einen großen Menschen.
Wunder einer Winternacht
VÖ-Datum: 05.11.09, Kinderfilm. Finnland 2007
Wo kommt eigentlich der Nikolaus her? Und was ist seine Geschichte? 
Diese stimmungsvolle finnische Produktion erzählt mit viel 
winterlichem Flair von der Entstehung einer der schönsten Traditionen
- dem selbstlosen Schenken und Freude bereiten. Selbstlos ist nämlich
Waisenkind Nikolas, der nach dem Tod seiner Eltern und Schwester 
darauf angewiesen ist, bei fremden Familien in einem Dorf in Lappland
unterzukommen. Für ihre Großzügigkeit bedankt sich der Junge jedes 
Jahr zur Weihnachtszeit mit selbstgeschnitzten Holztieren, auch noch 
als er vom grimmigen Tischler Iisakki in die Lehre genommen wird. Die
märchenhafte Erzählweise, schöne Schneelandschaften, stimmungsvolle 
Settings sowie der ganz besondere Weihnachtsglanz machen diesen 
Kinderfilm zu einem Highlight - nicht nur an den Festtagen!
Kurzfilme des Monats
Prädikat besonders wertvoll
Amoklove
Liebesfilm. Deutschland 2009
Crash - Boom - Bang! Fabian und Marie begegnen sich zwar zufällig, 
doch was dann folgt ist für beide eine atemlose Achterbahnfahrt der 
Emotionen. Doch zwischen dem Verliebtsein und dem tatsächlichen 
Ausspruch der Gefühle stehen die Unsicherheit und Schüchternheit der 
beiden Jugendlichen. Regisseurin Julia C. Kaiser versteht es, sich 
den Figuren und ihrem Zusammenkommen auf einer formal ausgefallene 
Weise zu nähern und dies mit viel atmosphärischem Gespür für die 
chaotischen Gefühlsregungen der jungen Liebe umzusetzen. Wie in einem
stürmischen Liebesgedicht erzählt der Protagonist von den 
Begegnungen, den gemeinsam besuchten Orten und erlebten Momenten 
voller verpasster Chancen, unterlegt mit einer kunstvollen Tonebene 
und flirrenden Sommerbildern. Ein rasanter Filmgenuss, der ein 
Prickeln hinterlässt!
Beine Brechen
Experimentalfilm. Deutschland 2010
Inspiriert von einer Ingeborg Bachmann Erzählung über die 
Identitätssuche eines jungen Protagonisten, schickt auch Regisseur 
und Autor Florian Krautkrämer seine männliche Hauptfigur auf die 
Suche nach einer sicheren Position zwischen den Fronten zweier 
Systeme. Dabei verzichtet er in seinem Schwarzweißfilm ganz bewusst 
auf das gesprochene Wort und lehnt sich in Technik wie Ästhetik an 
klassische Stummfilme an. Die Zwischentitel sind jedoch direkt in das
Szenenbild eingefügt, machen sich selbstständig, laufen durch die 
Räume, werden größer, verschwinden wieder. Dieses Eigenleben der 
Schrift und die einfließenden Symbole bereichern die offen gehaltene 
Geschichte und fordern auf anregende Weise die ganze Konzentration 
des Zuschauers. Bemerkenswerte filmische Prosa.
Mikis Ballade
Drama. Deutschland 2008
Hochschulstudentin Nina Vukovic betritt mit ihrem ebenso reifen wie 
dicht inszenierten Kurzfilm die Männer dominierte Parallelwelt von 
serbokroatischen Kleinkriminellen auf Berliner Straßen. Miki hat 
seine besten Zeiten bereits hinter sich, heute zockt er nur noch 
Touristen mit Glücksspielen ab und schafft es nicht einmal, in der 
Gangsterhierarchie aufzusteigen, als er dringend Geld für die 
Hochzeit seiner Tochter benötigt. Treffend besetzte Darsteller, der 
bewusste Einsatz der serbokroatischen Sprache und die markante Musik 
schaffen eine greifbar authentische Atmosphäre der verborgenen 
Großstadtseite. So zeigt die junge Regisseurin, dass sie das 
indirekte Erzählen über zahlreiche Details und eine ausgeklügelte 
Kameraarbeit bestens beherrscht. Hier kann man noch viel Großes 
erwarten!

Pressekontakt:

Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden

Tel: 0611/ 96 60 04 -13
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com

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