Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat"besonders wertvoll" für Regiedebüt VERFEHLUNG/Kinostart mit Prädikat auch für ELSER und MARA UND DER FEUERBRINGER
Wiesbaden (ots)
Jakob, Dominik und Oliver sind engste Freunde und katholische Priester. Eines Tages wird Dominik beschuldigt, einen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Und während Oliver sich bemüht, den Imageschaden für die Katholische Kirche in Grenzen zu halten, ist Jakob schockiert über die Dinge, die er nach und nach herausfindet. In seinem Regiedebüt VERFEHLUNG (Start: 26. März) behandelt Gerd Schneider, der selbst einmal Priester werden wollte, ein hochbrisantes und aktuelles Thema. Die fünfköpfige FBW-Jury war beeindruckt und vergab das höchste Prädikat "besonders wertvoll". In ihrem Gutachten begründet sie, warum Gerd Schneiders Film weit über die Geschichte hinaus überzeugt. "Nicht, dass hier ein gesellschaftlich relevantes Thema unserer Zeit behandelt wird, macht VERFEHLUNG zu einem sehenswerten und wichtigen Film. Entscheidender ist, dass Schneider mit seinem Drehbuch und seiner Regie eine angemessene und überzeugende Form dafür gefunden hat."
Am 8. November 1939 schlug ein Attentat auf Adolf Hitler fehl. Geplant hatte es der schwäbische Schreiner Georg Elser. Doch anstatt zum Helden wurde Elser zur tragischen Figur. In seinem neuen Film ELSER - ER HÄTTE DIE WELT VERÄNDERT (Start: 9. April) erzählt Regisseur Oliver Hirschbiegel von den Geschehnissen nach dem gescheiterten Attentatsversuch, einschließlich der quälenden Verhöre. Aber er erzählt auch von der unbeschwerten Jugend Elsers. Es ist diese Verknüpfung, die die fünfköpfige Expertenrunde in ihrer Begründung für das Prädikat "besonders wertvoll" besonders hervorhebt. Dazu gelingt es Hirschbiegel mit "sachlicher und betont undramatischer Darstellung", die "Normalität des Bösen" aufzuzeigen. Hierfür vergab die Jury das Prädikat "besonders wertvoll".
Im Jahr 2009 veröffentlichte der Autor Tommy Krappweiss mit MARA UND DER FEUERBRINGER das erste Buch seiner Fantasy-Trilogie rund um die 14-Jährige Mara, die erfährt, dass es ihre Aufgabe ist, die Welt zu retten. Am 2. April nun startet die Verfilmung des erfolgreichen Romans in den deutschen Kinos. Die Verbindung der nordisch-germanischen Mythologie mit den ganz normalen Problemen eines Teenagers ist gelungen und gewitzt umgesetzt, zudem lobte die FBW-Jury, die dem Fantasy-Teenie-Film das Prädikat "wertvoll" verlieh, den "sympathischen und souveränen Auftritt" der jungen Hauptdarstellerin, die vielen gelungenen "Selbstbezüge auf das Fantasy-Genre" sowie den Humor des Films, der genau richtig für das junge Zielpublikum erscheint. Auch die Jugend Filmjury der FBW empfiehlt den Film für die gleichaltrige Zielgruppe als "spannend, actionreich und unterhaltsam." Die komplette Empfehlung ist auf der Homepage unter www.jugend-filmjury.com nachzulesen.
Weitere kommende Filmstarts mit Prädikat: BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL 2. Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Prädikatsfilme vom 26. März bis 2. April 2015
Verfehlung
Spielfilm, Drama. Deutschland 2014.
Jakob, Dominik und Oliver sind beste Freunde und entschlossen, in der katholischen Kirche etwas bewegen zu können. Als eines Tages die Polizei Dominik mit aufs Revier bittet, weil ihn ein Junge des sexuellen Missbrauchs anklagt, macht sich Jakob Sorgen um seinen Freund, der alles abstreitet. Und während Oliver nur um Schadensbegrenzung für die Kirchenleitung bemüht scheint, beginnt Jakob eigene Nachforschungen und findet Dinge heraus, die ihn schockieren. Und ihn mit der Frage quälen: Soll er der Anordnung der Kirche folgen? Oder seinem Gewissen? Das Regiedebüt von Gerd Schneider packt das aktuelle hochbrisante Thema des Missbrauchs in der Katholischen Kirche auf: Doch obwohl die "Verfehlung" des Priesters klar auf der Hand liegt, zeigt der Film nicht anklagend auf die Täter, sondern in kluger Reflektion das hochproblematische Spannungsverhältnis aller Beteiligten auf. Die Macht der Kirche, die Ohnmacht der Opfer, die Verzweiflung der Betroffenen - all das fängt Schneider ein, ohne eindimensional zu urteilen. Dabei wirken Handlung, Dialoge und das Setting immer authentisch und nachvollziehbar. Seine Stärke zieht der Film auch aus der Besetzung. Sebastian Blombergs intensives Spiel als Jakob reflektiert die Zerrissenheit eines "Gottesmanns" zwischen Freundschaft, Berufung und Gewissen. Beeindruckend, wie sehr sich nach und nach die Zweifel, die Anklage und Abscheu vor dem besten Freund Dominik, den Kai Schumann empathisch verkörpert, immer tiefer in sein Gesicht graben. Die Figur des Oliver, von Jan Messutat glaubhaft verkörpert, steht dazwischen, in dem ehrgeizigen Wunsch nach Karriere und dem Entschluss, die Wahrheit zu ignorieren. Beklemmend eng wirkt die Inszenierung, die Kamera von Pascal Schmit führt nah an die Figuren heran, lässt dem Zuschauer kein Auskommen. Schwere Choralmusik liegt über so mancher Sequenz, die wie eine Bedrohung, wie eine Ermahnung wirkt, keine unbequemen Fragen zu stellen, um das Gefüge nicht in Unordnung zu bringen. Immer wieder zitiert Jakob die Bibel, sucht Hilfe und Trost in den Worten. Am Ende hat er eine Entscheidung getroffen. Sein Blick geht in die Kamera, gerichtet an den Zuschauer. VERFEHLUNG ist ein starkes und beklemmend nahes Psycho-Drama. Eine klassische Tragödie vom Scheitern eines einzelnen Gerechten, der an der Welt verzweifelt.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/verfehlung_1
Elser - Er hätte die Welt verändert
Spielfilm, Drama. Deutschland 2014.
Es haben nur ganze 13 Minuten gefehlt. Wenn am 8. November 1939 Hitler nicht seine Rede im Münchner Bürgerbräukeller etwas früher als geplant beendet hätte, dann wäre Johann Georg Elser wohl als einer der großen Helden des 20. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher eingegangen. In emsiger Akribie hat der junge, schwäbische Schreiner über Monate den Bombenanschlag vorbereitet. Aber anstatt die Welt von Hitler zu befreien, schlägt sein Plan fehl und Elser wird verhaftet. Er wird gefoltert, gequält, am Ende hingerichtet. Doch wer war dieser Mann? Was trieb ihn an, als Einzelner in einer Zeit nicht abreißender nationalsozialistischer Erfolgsmeldungen Widerstand zu leisten? Diese Fragen bestimmen Oliver Hirschbiegels fein gewobenen Film. Aus den Verhörszenen, die auch für den Zuschauer körperlich an die Schmerzgrenze gehen, springt das Drehbuch von Leonie und Fred Breinersdorfer geschickt zurück in Elsers früheres, von Frauen und Musik bestimmtes Leben. Der Cast ist hochkarätig besetzt, in den Nebenrollen glänzen unter anderem Katharina Schüttler, Burkhart Klaußner und Johann von Bülow. Und Christian Friedel ist als Elser die Idealbesetzung. Ein Mann zwischen Illusionen der unschuldigen Jugend und dem stoischen Attentäter, der entschlossen ist, der Tyrannei des Hitler-Regimes ein Ende zu setzen. Durch den vielschichtigen Blick auf ein komplexes Leben entsteht ein mehrdimensionales Porträt einer einzelnen Person, aber auch das Porträt einer ganzen Epoche, die Deutschland für immer prägen sollte. Mit ELSER setzt Regisseur Oliver Hirschbiegel nicht nur einem bedeutenden Widerständler ein anregendes Denkmal. Der Film zeigt darüber hinaus, dass selbstständiges Denken und das Hinterfragen verfestigter Strukturen zu allen Zeiten möglich ist. Ein lehrreicher, bewegender und wichtiger Film.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/elser_er_haette_die_welt_veraendert
Mara und der Feuerbringer
Spielfilm, Fantasy. Deutschland 2014.
Mara ist 14 Jahre alt und hat die ganz normalen Probleme eines ganz normalen Teenagers. Zur Schule geht sie nicht gern, denn da hängen nur Tussis rum, die sie ständig ärgern. Maras Mutter schiebt das auf die Pubertät. Aber Maras Mutter glaubt ja auch an Seelenwanderungen und umarmt Bäume. Und als Mara immer stärker von kriegerischen Visionen heimgesucht wird und ihr ein sprechender Ast sagt, es sei an ihr, die Welt zu retten, da weiß Mara: Für alles kann man die Pubertät nun auch nicht verantwortlich machen. Schon in seinem Roman gelang es Tommy Krappweis, die nordisch-germanische Mythologie zur Grundlage von Maras Abenteuer zu machen. Und auch bei der Verfilmung achtet er darauf, beide Aspekte miteinander zu vereinen. Mara als Heldin wider Willen ist eine ideale Identifikationsfigur für die gleichaltrige Zielgruppe, der ganz nebenbei auch noch wichtige Botschaften vermittelt werden. Wie viele junge Menschen leidet Mara unter dem Mobbing der Mitschüler und fühlt sich von der Mutter in ihren Problemen unverstanden. Beim Erwachsenwerden steht sie buchstäblich zwischen den Welten und erhält dann auch noch den Auftrag, als "Seherin" die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Kein Wunder, dass ihre Kommentare manchmal recht trocken und sarkastisch ausfallen. Für den Zuschauer ist dies umso vergnüglicher, wozu auch die Figur des Geschichtsprofessors Weissingers beiträgt, den Jan Josef Liefers mit wahrer kauziger Spielfreude verkörpert. Die Dialoggefechte zwischen ihm und Mara sind aber nicht nur komisch. Hier zeigt sich auch, wie genau Krappweis für seine Geschichten in der Nibelungensage und in anderen Aufzeichnungen recherchiert hat. In seiner gekonnten Mischung ist MARA UND DER FEUERBRINGER nicht nur unterhaltend, sondern liefert auch Einblicke in Geschichte, Mythologie und Legenden. Ein Fantasy-Abenteuer mit einer starken Heldin, das Lust auf mehr macht.
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