Bildungsforscher kritisiert Hamburger Grundschulpläne
Hamburg (ots)
Der Schulforscher Rainer Lehmann kritisiert in der ZEIT die in Hamburg von CDU und Grünen geplante Verlängerung der Grundschulzeit auf sechs Jahre. Die geplante Kooperation einzelner Grundschulen mit Gymnasien könne zu einer "neuen Quelle sozialer Disparitäten" werden. Eltern würden sich die Grundschulen nach der Qualität des Kooperationspartners aussuchen, sagt der Wissenschaftler, der am Montag eine groß angelegte Studie über die sechsjährige Grundschule in Berlin vorgelegt hatte.
Laut der "Element-Studie" gelingt es den Berliner Grundschulen in den Klassenstufen fünf und sechs nicht, den Anschluss ans Gymnasium zu halten. Vor allem starke Schüler würden benachteiligt, wenn sie in den Klassen fünf und sechs auf der Grundschule blieben, anstatt nach der vierten Klasse an das Gymnasium zu wechseln, was auch möglich ist. "Der Lernfortschritt an Gymnasien ist übrigens nicht nur im oberen Drittel höher, sondern in allen Leistungsgruppen", betont Lehmann, der Professor an der Berliner Humboldt-Universität ist. "Vom offenbar anspruchsvolleren Lernklima dort profitieren selbst die wenigen vorhandenen Lernschwächeren."
Angesichts der Ergebnisse warnt Lehmann davor, das Modell auf Hamburg zu übertragen. Die Hamburger Entscheidung, die Grundschule wie in Berlin auf sechs Jahre zu verlängern, sieht er zumindest teilweise in dem Missverständnis begründet, wegen der dreigliedrigen Schulstruktur würden Risikoschüler hierzulande besonders schlecht gefördert. "Einigen Experten ist es gelungen, Deutschland als Weltmeister sozialer Ungleichheit im Bildungssystem hinzustellen", so Lehmann. Doch wie die Pisa-Studie 2003 belege, weiche Deutschland nicht nennenswert signifikant vom Mittelwert ab, sagte Lehmann.
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Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 17 vom 17. April 2008
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