Cornelia Funke: "Bücher können wie Drogen sein"
Hamburg (ots)
Die Lektüre von Büchern kann nach Auffassung der in Los Angeles lebenden Kinderbuchautorin Cornelia Funke, 49, bei Lesern zu Wahrnehmungsverschiebungen führen. Der ZEIT sagte sie:"Bücher können wie Drogen sein, sie können uns das Interesse an menschlicher Gesellschaft nehmen, uns die Welt nur noch mit den Augen anderer sehen lassen, uns einspinnen in die unbegrenzte Freiheit vorgestellter Welten. Aber gleichzeitig lehren sie uns auch, durch diese Welten unsere eigene zu begreifen und nicht nur uns selbst, sondern auch andere zu verstehen - und sie machen die Welt so viel größer!"
Die deutsche Vorlesekultur, sagte die Autorin, sei viel stärker ausgeprägt als die amerikanische: "In Deutschland kann ich 2000 Kindern eine Stunde lang vorlesen, die sind mucksmäuschenstill und hinterher begeistert. Wenn ich das amerikanischen Buchhändlern erzähle, werden die fast neidisch, in Amerika sind nämlich zwanzig Minuten Vorlesen schon viel."
Von der Gefahr, dass das neue E-Book das gedruckte Buch verdrängen könnte, hält Funke wenig: "Keine Macht wird der Sekte der Bücherverrückten die Lust an Seiten aus Papier nehmen. Aber: Nicht jedes Buch, das gedruckt wird, ist auch wertvoll. Und wie viele Bücher sind denn noch schön? Wenn die Verlage den Textspeichergeräten etwas entgegensetzen wollen, müssen sie schöne Bücher machen."
Die Erfolgsautorin arbeitet zur Zeit an ihrem neuen Buch "Reckless": "Eine Geschichte, die großenteils in einer fiktiven Welt spielt, einer Welt, die nach dem Europa des 19. Jahrhunderts schmeckt, aber auch nach Grimms Märchen. Industrialisierung mischt sich mit viktorianischer Feenbeseeltheit."
Die Verfilmung ihres Erfolgsbuches "Tintenherz" kommt am 11. Dezember 2008 in die deutschen Kinos. Der Drehbuchautor David Lindsay habe die Figur des Capricorn "viel komischer und satirischer angelegt, als er es bei mir war. Das ist eine interessante Interpretation. Und da das Furchteinflößende seines Charakters trotzdem deutlich bleibt, bin ich damit völlig einverstanden."
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Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 48 vom 20. November 2008
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