Hohlmeier: Kohl konnte unglaublich kalt sein
ZEIT-Vorabmeldung
Hamburg (ots)
Die CSU-Politikerin und Tochter von Franz Josef Strauß, Monika Hohlmeier kann nach eigenem Bekunden gut verstehen, dass Walter Kohl und seine Mutter Hannelore unter dem Amt Helmut Kohls gelitten hätten. Der ZEIT sagte Hohlmeier über Walter Kohls Buch "Leben oder gelebt werden": "Ich weiß, was er meint, auch wenn es mir besser gegangen ist. ... Ich habe Helmut Kohl nur von den Gesprächen mit meinem Vater gekannt, und ich konnte nachvollziehen, worüber sein Sohn schreibt. Helmut Kohl konnte unglaublich kalt sein", so Hohlmeier. Ihr eigener Vater sei "ganz anders" gewesen. "Von uns wurde nie erwartet, dass wir eine Rolle für die Familie Strauß spielen."
Ihre Mutter habe ähnlich wie Hannelore Kohl unter starkem Druck gestanden, so Hohlmeier und auch zahlreiche Nervenzusammenbrüche gehabt. "Als wir Kinder waren, hat sie versucht, das tunlichst vor uns zu verheimlichen, wir haben das erst spät geahnt. Ähnlich wie im Hause Kohl war der Druck schon enorm. Der politische Druck, die Gefährdung der Kinder, des Mannes, der Druck von außen. Da zolle ich meiner Mutter bis heute großen Respekt, dass sie das so durchgestanden hat. Das hat kein Mensch gewusst. Auch bei Frau Kohl hat's ja lange keiner gewusst, was da tatsächlich abläuft. Welch tiefe Verletzungen persönliche Angriffe und die Schattenseiten eines öffentlichen Lebens im grellen Scheinwerferlicht hinterlassen."
Auch die Angriffe gegen ihren Mann hätten Marianne Strauß zu schaffen gemacht, so ihre Tochter: "Dass sich jeder über deinen Mann auskotzen darf, dass jeder einfach alles behaupten darf, weil es angeblich einfach nur eine Meinungsäußerung ist, das war für sie oft schwer aushaltbar. Ich nenne es inzwischen die moderne Form des Prangers. Während der Spiegel-Affäre gab es Geschäftsinhaber, die dazu aufgefordert haben, ihr nichts mehr zu verkaufen, Leute haben vor ihr auf der Straße ausgespuckt."
Hohlmeier, die nach dem Tod ihrer Mutter 1984 die Rolle der First Lady an der Seite ihres Vaters übernahm, sagte, ihr Vater habe in dieser Zeit seinen Lebensmut verloren. "Ich habe da Seiten an meinem Vater kennengelernt, die zutiefst verborgen waren, die er verborgen gehalten hatte. Einen zweifelnden, mit sich hadernden, zögernden Mann. Ich habe meinen Vater da zum ersten Mal weinen sehen."
Nicht einsam zu sein und trotzdem nicht ständig reden zu müssen, das hätte Strauß nach dem Tod seiner Ehefrau gefehlt: "Das konnte ihm nach dem Tod meiner Mutter die neue Freundin nicht geben. Er wollte nicht ständig Weltbewegendes und politisch Bedeutsames erläutern müssen, nicht ständig Franz-Josef Strauß sein, er wollte einfach nur mal abspannen."
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