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DIE ZEIT

ZEIT: Formel 1 - Das Geschäft für die Fernsehsender geht zu Ende

Hamburg (ots)

In zwei Jahren "ist die Zeit vorbei, in der ein
Sender mit der Formel 1 Geld verdienen kann," sagte Helmut Thoma, der
ehemalige Chef des privaten Fernsehsenders RTL, in einem Interview in
der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. Gewinn könne man mit
Sportrechten als Sender nur machen, "wenn sich noch nicht so viele
Zuschauer für eine Sportart interessieren, der Sender sie aber
schnell zu einem Publikumsmagneten machen" könne. Denn die Rechte für
eine beliebte Sportart zu erwerben sei "das Teuerste, was es im
Fernsehen überhaupt gibt". Über die Summe, die ein Fernsehsender in
Zukunft jährlich an die Vermarktungsgesellschaft der Rennserie wird
zahlen müssen sagte er: "Uns werden die Augen tränen."
Bis zum Jahr 2003 darf RTL die 17 Autorennen im frei empfangbaren
Fernsehen übertragen. Sie sind eine Goldgrube geworden - für den
Sender, die Sponsoren und die Werbeindustrie. Der rasende Zirkus ist
eines der letzten großen Gemeinschaftserlebnisse am Bildschirm -
neben Spitzenfußball und "Wetten, dass ...". "Sie sind die
Leuchttürme", freut sich Jan Isenbart von IP Deutschland, die die
Werbezeiten der RTL-Sender vermarktet. Normale Spielfilme erreichen
nicht halb so viele Zuschauer wie eine Formel-1-Übertragung. Und aus
Sicht der Unternehmen ist das Publikum vom Feinsten: männlich, jung,
kaufkräftig. Unterhaltungselektronik, Finanzdienstleistungen,
Biermarken und natürlich die Autoindustrie rangeln um die begehrten
Werbeplätze. Dafür zahlen sie Höchstpreise. 302 000 Mark kostete beim
jüngsten Rennen um den großen Preis von Brasilien der
30-Sekunden-Spot im Live-Geschehen.
Bisher erzielt RTL damit einen Gewinn von schätzungsweise 100
Millionen Mark im Jahr, weil der Sender vor Jahren gut verhandelte.
Branchenkreisen zufolge bezahlt er jedes Jahr nur 35 bis 40 Millionen
Mark für die Übertragungsrechte. Allgemein wird erwartet, dass sich
dieser Wert vervielfacht, wenn im Jahr 2003 ein neuer Vertrag
ausgehandelt wird.
Für Aufregung sorgt das Thema erst, seit der Münchner
Medienunternehmer Leo Kirch sich einen maßgeblichen Einfluss auf die
Vermarktungsgesellschaft der Formel 1 sicherte und danach einige
Automobilhersteller ankündigten, dass sie eine eigene Rennserie
gründen würden, wenn Kirch nicht ihren Interessen Rechnung trüge.
Eine ihrer Sorgen: Kirch könnte die Formel 1 ab 2003 die
Übertragungsrechte selbst erwerben und die Rennen im bisher
defizitären Bezahlfernsehen Premiere zeigen, um mehr Abonnenten zu
gewinnen.
Helmut Thoma glaubt nicht, dass Leo Kirch die Formel-1-Rennen im
Pay-TV übertragen will: "Das werden auch die Hersteller nicht
mitmachen. Die bauen ja keine Rennwagen, damit Herr Kirch mehr
Abonnenten hat. Sie wollen auf einer Leistungsschau zeigen, dass sie
tolle Autos entwickeln - vor möglichst vielen Zuschauern.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 16/2001 mit
   Erstverkaufstag am Mittwoch, 11. April 2001, ist unter
   Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der
   Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
Für Rückfragen steht Ihnen Elke Bunse, ZEIT-Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit (Tel. 040/ 3280-217, Fax -558, e-mail: 
bunse@zeit.de) gern zur Verfügung

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