Jorge Edwards: Pinochets Putsch auch ohne Beihilfe der Amerikaner
Hamburg (ots)
Chiles Militär hätte am 11. September 1973 auch ohne Beihilfe der Vereinigten Staaten gegen den sozialistischen Präsidenten Allende geputscht. Das sagt der chilenische Schriftsteller und Diplomat Jorge Edwards in einem Interview mit der ZEIT. "Natürlich ist es noch heute sehr einfach, die damalige Rolle der Vereinigten Staaten zu dämonisieren. Es stimmt, sie übten damals einen sehr üblen Einfluss aus und hatten Pinochet bereits vor dem 11. September heimlich unterstützt; ich fürchte allerdings, diesen Putsch hätte es auch ohne diese Beihilfe gegeben. Die reaktionäre Oligarchie hatte Angst um ihre Pfründen, der Mittelstand wurde von der Regierung verprellt, während die Planwirtschaft das Land verarmen ließ. Die extreme Linke missbrauchte Chile als Spielwiese für ihre revolutionären Utopien. Präsident Allende war zu schwach, um diesem massiven Druck auf Dauer etwas entgegensetzen zu können."
Zu dem Referendum, dass Pinochet im Oktober 1988 anberaumte, sagt Edwards: "60 Prozent der Chilenen votierten gegen Pinochet, aber immerhin 40 Prozent für ihn ... Würde man jetzt noch einmal die gleiche Umfrage starten, gäbe es für ihn natürlich deutlich weniger Zustimmung, aber all das beweist nur eines: Die Verhältnisse vor und nach dem 11. September 1973 waren ungleich komplexer, als es die Ideologen der Linken oder auch der Rechten bis heute wahrhaben möchten."
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 38, EVT 11. September 2003) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Für Rückfragen melden Sie sich bitte bei Elke Bunse DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Telefon: 040 / 3280 - 217 Fax: 040 / 32 80 - 558 E-Mail: bunse@zeit.de
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell