Sigmund Freuds letzte Patientin: Er hat mein Leben gerettet
Hamburg (ots)
Die letzte noch lebende Patientin Sigmund Freuds spricht erstmals öffentlich über die Stunden, die sie im Frühjahr 1936 in der Ordination des weltberühmten Seelenarztes verbrachte. Die 1918 geborene Wiener Bildhauerin Margarethe Walter sagt der ZEIT: "Er war ein steinalter Mann, der mich vollkommen ausdrücklich angesehen hat.... Er war sehr gebrechlich, aber voller Kraft."
Margarethe Walter, damals 18 Jahre alt, war von ihrem Hausarzt an Freud überwiesen worden, weil sie angeblich ein "Seelenleiden" habe. In Wahrheit wurde sie nur von ihrem autoritären Vater wie eine Gefangene behandelt. "Ich war einsam, überversorgt, eingesperrt, und ziemlich sicher nicht geliebt." Freud habe dies schnell erkannt, den autoritären Vater zumindest für die Zeit des Gesprächs des Raumes verwiesen, "und damit hat er etwas in mir geöffnet, was sonst niemand geöffnet haben wollte .... seine ganze Anteilnahme umhüllte mich."
Am Ende richtete Freud einen Appell an seine junge Patientin: "Zum Erwachsensein gehört die Überwindung der Klage und die Durchsetzung dessen, was eine Persönlichkeit ausmacht. Wünsche pflegen. Widerspruch hegen. Nach dem Warum fragen und nicht alles stumm hinnehmen." Daran hat sich Margarethe Walter gehalten und konnte so ihren Weg als Bildhauerin gehen: "Ich habe restlos ausgekostet, was er mir vermittelt hat. Und diese Quelle meiner Seelennahrung ist über 70 Jahre nie versiegt ... Er hat mein Leben gerettet!"
Es blieb bei der einmaligen Behandlung durch Freud. Für die ZEIT ist Frau Walter zum ersten Mal seit 70 Jahren zur weltberühmten Adresse Berggasse 19 in Wien zurückgekehrt. "Er hat sicher gewusst, dass 45 Minuten für mein Leben
Den kompletten ZEIT-Text der ZEIT Nr. 18 vom 27. April 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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