Wolfgang Leonhard vermisste in seiner Jugend Zärtlichkeit und Wärme
Hamburg (ots)
Der Schriftsteller Wolfgang Leonhard, 85, einer der letzten großen Zeitzeugen der politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts, beklagt in einem Gespräch mit der ZEIT familiäres Unglück. Von seiner Mutter, einer Revolutionärin und Freundin Rosa Luxemburgs, habe er "keine Zärtlichkeiten, keine Wärme" erfahren. Vor allem in den zehn Jahren in der Sowjetunion unter Stalin habe es kein Privatleben gegeben, "alles war von oben bestimmt". Seinen Vater, den Schriftsteller Rudolf Leonhard, habe er erst im Alter von mehr als zwanzig Jahren kennen gelernt, dieser habe ihn "nicht einmal umarmt". Dem eigenen Sohn gegenüber habe er sich später selbst furchtbar benommen. Erst in den letzten Jahren habe er väterliche Gefühle entdeckt. Leonhard: "Das größte Glück in meinem Leben ist, dass er sich dafür interessierte, warum ich so bin ... Er verstand, dass es mir, aufgewachsen als Kommunist in der Sowjetunion, schwerfiel, ein Familienmensch zu sein."
Leonhard floh mit seiner Mutter aus Nazi-Deutschland in Stalins Moskau. Ende der vierziger Jahre kam er als hoher Funktionär in die sowjetische Besatzungszone. Über diese Jahre schrieb er den Welterfolg Die Revolution entlässt ihre Kinder. Später lehrte er an der amerikanischen Universität Yale.
Mit seinem im März erschienenen Buch Meine Geschichte der DDR geht er nun auf Lesetour. Leonhard: "Diese Reise ist mein Abschied. Ein weiteres Buch wird es nicht geben."
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 16 vom 12. April 2007 senden wir Ihnen gerne zu.
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