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Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz

Emnid: Mehrzahl der Deutschen steht der Jagd kritisch gegenüber oder lehnt sie ab
VIER PFOTEN fordert schnelle Reform des Bundesjagdgesetzes

Hamburg (ots)

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft will in diesem Herbst den Entwurf zur
Änderung des Bundesjagdgesetzes vorlegen. Die Tierschutzorganisation
VIER PFOTEN hält eine umfassende Reform des seit 70 Jahren nahezu
unveränderten Gesetzes für dringend erforderlich und hat das
Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid beauftragt, die Haltung der
Bevölkerung zur Novellierung des Bundesjagdgesetzes zu ermitteln.
Nach aktueller Umfrage stehen 76,3 Prozent der Deutschen der Jagd
kritisch gegenüber oder lehnen sie ab. Und 68,1 Prozent der Befragten
sind der Meinung, dass die Bundesregierung die Jagdausübung künftig
stärker nach Gesichtspunkten des Natur- und Tierschutzes regulieren
sollte.
"Das Bundesjagdgesetz regelt das 'Freizeitvergnügen' einer relativ
kleinen Bevölkerungsgruppe und steht inzwischen größtenteils im
Widerspruch zum zeitgemäßen ethischen Tierschutz, der seit 2002 in
der Verfassung festgeschrieben ist," erklärt Dr. Marlene Wartenberg,
Geschäftsführerin von VIER PFOTEN. "Das Ergebnis der Umfrage
unterstützt unsere Forderung an den Gesetzgeber, bei der Novellierung
des überalterten Bundesjagdgesetzes dem Tierschutz umfassend Rechnung
zu tragen."
Laut Emnid lehnt der überwiegende Teil der Befragten insbesondere
spezielle Jagdpraktiken ab. 70,7 Prozent wünschen sich ein Verbot von
Schrotmunition, die häufig bei der Jagd auf kleine, schwer zu
treffende Tiere eingesetzt wird, wie z. B. Hasen. Bei Schüssen in
Tiergruppen wie z. B. Vogelschwärme werden durch Schrot zahlreiche
Tiere verletzt. Ein generelles Verbot der Fallenjagd befürworten 67,4
Prozent. In Totschlagfallen gefangene Tiere verenden oft langsam und
qualvoll. Besonders trifft dies auf Tiere zu, die ihre Nahrung
betasten und deshalb mit den Pfoten in die Fallen fassen, wie z. B.
Waschbären. Hinzu kommt, dass mit Fallen zumeist kleine Beutegreifer
bejagt werden, für deren Verfolgung es keine ökologisch haltbaren
Gründe gibt. 80,4 Prozent der Befragten sprechen sich für ein Verbot
von Bleimunition aus. Durch die Verwendung von Bleikugeln gelangt ein
großer Teil des für Mensch und Tier giftigen Bleis in die Umwelt,
insbesondere in unsere Gewässer. Besonders Enten, die das Blei mit
der Nahrung aufnehmen, sterben qualvoll an der Vergiftung. 78,9
Prozent sprechen sich gegen die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden
Tieren aus. Eine vorgeschriebene regelmäßige Überprüfung der
Schießleistung von Jägern wünschen sich 91,7 Prozent der Befragten.
Derzeit ist nur beim Ablegen der Jagdprüfung ein Beweis für die
Schießfähigkeit des Jägers verbindlich verordnet. Zudem kontrollieren
sich die Jäger in Deutschland weitgehend selbst. Der Jagdschutz, also
die Überwachung der Einhaltung der Jagdgesetze, obliegt den
sogenannten Jagdausübungsberechtigten und den Jagdbehörden. Da es
sich bei diesen ganz überwiegend selbst um Jäger handelt, fehlt eine
unabhängige Kontrolle.
Nach dem Willen der Befragten sollte bei der Novellierung des
Bundesjagdgesetzes auch der Gedanke der Nachhaltigkeit stärker
beachtet werden. Von Jägern werden einige Tierarten wie Fasane
regelmäßig ausgesetzt, um sie anschließend zu jagen. Nach Meinung von
70,1 Prozent sollte das Aussetzen von jagdbaren Tierarten künftig
verboten sein. Und 79,2 Prozent stimmten der Frage zu, ob das
Bundesjagdgesetz künftig die Bejagung seltener und gefährdeter
Tierarten verbieten sollte. Zur Zeit ist es erlaubt, auch gefährdete
und seltene Tierarten zu bejagen, soweit diese im Katalog der
jagdbaren Arten stehen und eine Jagdzeit haben. So wurden in
Deutschland 2002/2003 wieder 7.500 Rebhühner erlegt, obwohl Rebhühner
zu den bundesweit "stark gefährdeten" Tierarten zählen und in den
vergangenen Jahrzehnten starke Bestandseinbrüche zu verzeichnen
hatten.
"In der Föderalismuskommission wird augenblicklich diskutiert, ob
und inwieweit die Zuständigkeit für das Jagdrecht beim Bund oder den
Ländern anzusiedeln sei. VIER PFOTEN fordert dringend eine
bundeseinheitliche Regelung. Zum Einen, weil auch im Tierschutz die
europäische Gesetzgebungsebene eine immer bedeutsamere Rolle spielt.
Zum Zweiten birgt die Zuständigkeit auf Länderebene häufig die
Gefahr, dass die Tierschutzstandards nach unten nivelliert werden,"
erklärt Wartenberg.
Weitere Informationen und die Emnid-Studie bei VIER PFOTEN: 
Beate Schüler
Pressesprecherin 
Tel.: 040 - 399 249 31 oder 0170/5508260 
www.vier-pfoten.de 
E-Mail:  beate.schueler@vier-pfoten.de

Original-Content von: Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz, übermittelt durch news aktuell

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