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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Familienforscher Hans Bertram schreibt in einem Beitrag zum Thema "Wollen Männer keine Kinder?" für den Tagesspiegel am Sonntag: Wir brauchen einen Mentalitätswandel.

Berlin (ots)

Die meisten aktuellen demografischen Studien
diskutieren den Wandel des Geburtsverhaltens von Frauen, ohne die 
Bedeutung der Männer für die demografische Entwicklung zu 
berücksichtigen. Dabei ist bekannt, dass die Entscheidung für Kinder 
erst dann getroffen wird, wenn das Paar gemeinsam für sich selbst und
ein gemeinsames Kind eine Zukunft sieht.
Junge Männer wünschen sich weniger Kinder als junge Frauen, und ihre 
Wunschvorstellungen decken sich gut mit den realisierten 
Kinderzahlen. Die steigende Kinderlosigkeit wird aber einseitig als 
ein Problem von Frauen interpretiert unter Bezug auf die 
Akademikerinnen, obwohl die Zahl der männlichen Akademiker im Alter 
von 40 bis 44 Jahren, die ohne Kinder leben, mit etwa 36 Prozent die 
28 Prozent der Frauen in diesem Alter übertreffen und auch stärker 
gestiegen ist. In den Großstädten Berlin und Hamburg erreicht die 
Kinderlosigkeit dieser Männergruppe fast 60 Prozent. Man könnte über 
solche Zahlen hinweggehen, aber in vielen neuen Berufsgruppen, etwa 
in der IT-Industrie oder sehr einflussreichen Berufsgruppen wie den 
Medien, gibt es besonders viele kinderlose Männer. Diese haben einen 
erheblichen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung der Männer- und 
Väterrollen.
Bei der Einführung des Elterngeldes und der damit verbundenen 
Vätermonate sprachen Politiker vom "Wickelvolontariat" und brachten 
damit ihre Verachtung einer modernen Vaterrolle zum Ausdruck. Neben 
gesetzlichen Maßnahmen wie den Vätermonaten geht es in der 
Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien darum, einen 
Mentalitätswandel zu erreichen, der die Rolle des fürsorglichen 
Vaters als eine gesellschaftlich positive Rolle interpretiert.
Ohne eine öffentliche Diskussion über die positive Bedeutung des 
Vaters für die Entwicklung von Kindern, ohne die Akzeptanz der 
Arbeitswelt, dass Kinder in bestimmten Lebensphasen für Männer wie 
für Frauen genauso wichtig sein können wie der Beruf und ohne sichere
Zukunftsperspektiven für die nachwachsende Generation werden wir uns 
aber darauf einstellen müssen, dass auch in Zukunft kaum über die 
Rolle des Mannes und des Vaters gesprochen wird.
Fragen richten Sie bitte an:  Der Tagesspiegel, Tel: 030-26009-308

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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