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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Behörde kritisiert massive Versäumnisse der Bahn nach ICE-Unfall

Berlin (ots)

Die Deutsche Bahn hat nicht nur bei den ICE-Achsen,
sondern auch bei Unfällen auf der Schnellzugstrecke Hannover-Würzburg
ein massives Sicherheitsproblem. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse
des Regierungspräsidiums Hessen über den Zusammenstoß eines ICE mit 
einer Schafherde Ende April in einem Tunnel bei Fulda, die dem 
"Tagesspiegel" (Samstagausgabe) vorliegt. "Die daraus gewonnenen 
Erkenntnisse sind bedenklich", urteilte Hessens Innenminister Volker 
Bouffier (CDU) in einem Schreiben an Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, das 
der Zeitung ebenfalls vorliegt. Er bittet, die 
Sicherheitsvorkehrungen "zu überdenken". Bei dem Unfall waren 19 
Menschen zum Teil schwer verletzt worden, nachdem eine Schafherde 
unter noch ungeklärten Umständen in den Tunnel gelaufen war.
Der Bericht listet eine Reihe von schweren Mängeln bei der Bahn 
auf, sowohl bei der Sicherheit an der Infrastruktur als auch beim 
Rettungseinsatz nach der "Beinahe-Katastrophe", wie es heißt. 
"Zwingend erforderliche technische Ausstattungen, die heute Stand der
Technik sind und bei allen Verkehrsprojekten eingebaut werden, fehlen
auf der Strecke." So habe ein Kamerasystem gefehlt, das ähnlich wie 
in Straßentunneln den Betrieb überwacht und vor den Schafen hätte 
warnen können. Mit einem solchen System "wäre der Unfall 
wahrscheinlich vermeidbar gewesen", heißt es in der Studie. Auch ein 
Zaun fehlte an der Unfallstelle. "Der Gleiskörper konnte an dieser 
gefährlichen Stelle ungehindert durch die Tiere betreten werden."
Mit dem Rettungseinsatz habe die Bahn große Probleme gehabt. So 
habe nach der Kollision die Notfallzentrale im Konzern Informationen 
an die Feuerwehr "nicht oder nur unzureichend" weitergegeben. 
Zunächst sei sogar "eine falsche Kilometerangabe" übermittelt worden.
Die Spezial-Rettungszüge für Tunnel-Unfälle seien danach "nicht 
unverzüglich alarmiert und entsandt" worden. Ein Lokführer dieser 
Züge sei nach Aussagen der Feuerwehr überdies "nicht nüchtern" 
gewesen, ein anderer habe erst die Gebrauchsanweisung des Zuges lesen
müssen, bevor er in den Tunnel habe einfahren können. Dies habe zu 
"erheblichen Verzögerungen" geführt, heißt es weiter. Ohnehin hätten 
diese Züge "lange Anfahrzeiten", zudem stünde etwa der Rettungszug 
Kassel "regelmäßig für mehrere Monate am Standort nicht zur 
Verfügung". Insgesamt sei die Informationspolitik der Bahn "als 
mangelhaft zu bezeichnen".
Die örtliche Feuerwehr konnte der Studie zufolge zuvor an der 
Unfallstelle nicht eingreifen. Zum einen habe sie den Strom der 
Oberleitung nicht abstellen können, da an der Strecke 
Hannover-Würzburg entsprechende Schalter fehlten. Zum anderen fehle 
es den Einsatzkräften an Ausrüstung, um bei Tunnel-Unfällen helfen zu
können. Auch gebe es in den Tunneln keine Versorgung mit Löschwasser,
und der Vorrat in den Rettungszügen sei "nicht ausreichend".
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Tel. 030-26009260.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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