Der Tagesspiegel: "Ich will kein Sonntagskind sein"
Interview mit dem Filmregisseur Fatih Akin
Berlin (ots)
"Der Krieg geht weiter." Mit diesen Worten kommentiert Filmregisseur Fatih Akin, Gewinner des Goldenen Bären "Gegen die Wand", in einem Interview des Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe) die Kampagne der "Bild"-Zeitung gegen seine Hauptdarstellerin Sibel Kekilli. Die Berichterstattung über die Schauspielerin, die früher in einigen Pornofilmen aufgetreten sei, halte er für "bigott und ekelhaft". Akin: "Einerseits fragen die: ,Warum drehte die zarte Diva so harte Pornos?'. Andererseits gebe es zeitgleich online die Rubrik ,Schaupielerin Sibel in einem ihrer Pornos - klicken Sie hier.'" Fatih Akin: Die Verantwortlichen für solche Artikel sollte man "umboxen." Er habe von Anfang an von Sibel Kekillis Vergangenheit als Darstellerin Pornofilmen gewusst. "Ihre Filme kannte ich nicht. Ich wollte sie mir auch nicht angucken - um ,Gegen die Wand' frei inszenieren zu können", sagt Akin. Mit dem Wissen um die Vorgeschichte sei man vor allem deshalb nicht an die Öffentlichkeit gegangen, um Sibel zu schützen. "Sibel und ich haben naiv gehofft, dass es nie rauskommt." Eines der Motive, den Film "Gegen die Wand" zu drehen, sei es gewesen, "die Unterdrückung der Frauen aufzubrechen", sagt der türkischstämmige Regisseur . Vieles an den türkischen Traditionen befürworte er, etwa den Respekt gegenüber Älteren und den Schutz für Jüngere, aber die Frauen hätten nicht genug Freiheit. "Aus diesem Zorn heraus" sei die Figur der Sibel entstanden. Viele Frauen, die das Drehbuch gelesen hätten, "haben uns bestätigt, wie richtig dieses Buch ist". Türki-sche Männer dagegen hätten ihm vor drastischen Szenen mit den Worten gewarnt: "Das kannst du doch nicht machen. Du kannst kein türkischen Mädchen nackt zeigen. Die kokst auf ihrer eigenen Hochzeit, das geht doch nicht. Das kannst du doch nicht machen."
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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