Der Tagesspiegel: Wohlfahrtsverbände: Hartz IV schafft Arbeit
Berlin (ots)
Berlin. Die Wohlfahrtsverbände sehen durch die Arbeitsmarktreform Hartz IV große Chancen für Langzeitarbeitslose - und stellen Tausende von zusätzlichen Stellen in Aussicht. So plant der Paritätische Wohlfahrtsverband nach Informationen des Berliner "Tagesspiegels" (Freitagsausgabe) aufgrund von Hartz IV 3000 neue Jobs. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) will 2500 zusätzliche Arbeitsplätze anbieten, und auch Caritas-Generalsekretär Dieter Cremer geht für seinen Verband von "mehreren Tausend" neuen Jobs aus, wie er dem "Tagesspiegel" sagte.
"Wir sollten der Sache eine Chance geben", sagte Awo-Sprecher Joachim Kendelbacher dieser Zeitung. Gemeinsam warnten Awo und Rotes Kreuz vor "Panikmache". DRK- Sprecher Lübbo Roewer sagte dem "Tagesspiegel", er sei "verwundert" über die negativen Reaktionen aus Politik und Verbänden, die alle an Hartz IV mitgewirkt hätten. "Wir waren uns doch einig: Das ist die einzige Chance, Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen - und wenn es über eine Kleinstbeschäftigung ist."
Bisher sei die Arbeitslosigkeit sei "nur verwaltet worden", sagte auch Awo-Sprecher Kendelbacher. Den Vorwurf, die Verbände seien "Nutznießer von Grausamkeiten", wies er zurück. Zwar gebe es für die neuen Jobs nur ein bis zwei Euro pro Stunde, doch dieses Geld fließe zusätzlich zum Arbeitslosengeld II. Zudem seien die Jobs zeitlich begrenzt und eine "Chance, in den Arbeitsmarkt zurückzukommen". Sie sollten Lern- und Qualifizierungsmöglichkeit sein, sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Man erstrebe hochwertige, pädagogisch betreute und wissenschaftlich begleitete Projekte im Umwelt- und Sozialbereich, sagte er dem Tagesspiegel. "Wir müssen aufpassen, dass keiner der Versuchung erliegt, über Zwangsstrukturen Beschäftigungsausfälle zu kompensieren."
Kritik übte Schneider an der Höhe der Kürzungen.Auch gebe es noch keine funktionierenden Vermittlungsstrukturen. Es sei aber richtig, Sozial- und Arbeitslosenhilfe zusammenzulegen und "nicht für dieselbe Klientel zwei Verwaltungen zu haben". Auch Cremer sieht die Fusion positiv. Kritisch sei aber die Lage aber für Ältere, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt stärker diskriminiert würden als anderswo. Zudem sei die Grenze des anzurechnenden Vermögens zu niedrig, sie konterkariere alle Appelle zur Privatvorsorge.
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