BERLINER MORGENPOST: Washingtons Kehrtwende - Kommentar von Jochim Stoltenberg
Berlin (ots)
Vier Jahre lang ignorierte Amerika Teheran wegen der einseitigen, auch militärischen Unterstützung Assads. Jetzt stimmte US-Präsident Barack Obama der Teilnahme Irans an den morgigen Friedensgesprächen in Wien zu.
Entgegen allen bisherigen Beteuerungen ist Amerika jetzt bereit, Bodentruppen in Syrien einzusetzen; wenn auch in vorerst sehr begrenztem Umfang. Mit dem Ziel, zusammen mit gemäßigten Anti-Assad-Kämpfern die radikale Terrormiliz "Islamistischer Staat" (IS) erfolgreicher als bislang zu bekämpfen.
Washington geht von der richtigen Lagebeurteilung aus, dass der Weg zu einer politischen Lösung nur ohne IS geebnet wird, der folglich besiegt werden muss. Da dies offensichtlich durch US-Luftschläge allein nicht gelingt, sieht sich Präsident Obama genötigt, doch noch grünes Licht für den Einsatz am Boden zu geben.
Aber selbst ein Sieg über den IS bringt noch keine Lösung. Die Front zwischen denen, die mit Unterstützung Washingtons Assad stürzen wollen und denen, die wie Moskau und Teheran an ihm festhalten, bleibt. Da die heimischen Assad-Gegner zerstritten und zersplittert sind, wären sie schwerlich in der Lage, das Land zu befrieden. Das legt einen weiteren Kurswechsel Amerikas nah: Es wird akzeptiert, dass Assad vorerst im Amt bleibt und Teil der politischen Lösung wird.
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