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WAZ: Opel einigt sich auf einen Zukunftsvertrag: Der Neuanfang - Leitartikel von Dr. Jürgen Frech
Essen (ots)
Bochum bleibt Autostadt. Auf diese kurze Formel brachte es der Betriebsrat unmittelbar nach Abschluss der zähen Verhandlungen bei Opel. Der Zukunftsvertrag steht: Schon dieses Wort signalisiert, welche Bedeutung das Verhandlungsergebnis für diesen schwer angeschlagenen Konzern hat. Ähnlich wie es VW tat, werden nun auch bei Opel die hohen übertariflichen Zulagen auf ein Niveau abgeschmolzen, das mittelfristig in der Nähe des Flächentarifs der Metallindustrie liegen wird. Nicht heute, nicht morgen, aber eben in einigen Jahren. Opel verzichtet also (vom Weihnachtsgeld abgesehen) darauf, Geld zu kürzen, sondern friert die heutigen Löhne ein. Das macht einen großen Unterschied, spricht für das Krisenmanagement. Hier ist, getrieben durch dramatische Verluste, zwar eine dicke Keule geschwungen, aber auch mit Augenmaß gehandelt worden. Obwohl die Pille bitter bleibt, besteht nun für den Patienten Aussicht auf Heilung. Für das Ruhrgebiet ist dies eine gute Nachricht. Einschließlich der Zulieferer hängen am Bochumer Opel-Werk Zehntausende Arbeitsplätze in dieser Region. Ohne Opel würde die starke industrielle Erosion massiv verstärkt. Die Opfer sind allerdings groß genug. Das Unternehmen streicht 9000 Stellen und diese Erschütterungen zu verkraften wird nicht einfach sein. Was bleibt, ist auch die Chance für einen Neuanfang. Aus Bochumer Sicht kann der jedoch nur gelingen, wenn das seit Jahren belastete Gesprächsklima sich endlich bessert. Wenn man im Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Management endlich an einem Strang zieht. Wenn man sich vertraut. Die nächste Nagelprobe kommt schon bald. Ende 2007 entscheidet Opel, ob man auch die neue Generation des Astra im Ruhrgebiet baut. Wird dieser Knoten ebenso durchgeschlagen wie jetzt durch den Zukunftsvertrag, erhält das Werk Bochum eine Perspektive bis jenseits des Jahres 2015. Eine solche Zukunft dauert dann noch länger.
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