Neue OZ: Kommentar zu Christian Wulff /Nobelpreisträger/Lindau
Osnabrück (ots)
Keine Ahnung
Ich weiß, dass ich nichts weiß, soll der griechische Philosoph Sokrates einmal gesagt haben. Mit anderen Worten: Nicht wenige Dinge auf dieser Welt sind derart komplex, dass die Überzeugung, sie durchschaut zu haben, reinen Hochmut bedeutet. Einige Ökonomie-Nobelpreisträger gaben sich auf der Tagung in Lindau ähnlich weise. In der Analyse, was bei Banken, Subprimes und Schulden in den vergangenen Jahren schiefgelaufen ist, sind sie sich weitgehend einig. Bei der derzeit drängenderen Frage, was daraus folgt und wie die Schuldenkrise zu lösen ist, ertönt hingegen ein vielstimmiger Chor bis hin zu dem antiken Eingeständnis, schlichtweg keine Ahnung zu haben.
Vor diesem Hintergrund ernteten Bundespräsident Christian Wulff und Finanzminister Wolfgang Schäuble als Gäste der Tagung am Bodensee auch mehr Anerkennung unter den Teilnehmern als offenbar außerhalb. Auch wer Wulffs Thesen zur Tagespolitik nicht teilte, lobte seinen langfristigen Blick. Wie die Wissenschaftler sieht er die Notwendigkeit einer grundlegenden Weichenstellung, selbst wenn sie momentane Härte bedeutet. Die Wahrung des Status quo tritt für ihn zurück hinter der Verantwortung für die Zukunft. Letztlich forderte Wulff glaubhaft Moral ein, die in der Krise bisher doch so häufig vermisst wurde. Ein schlechter Ansatz ist das jedenfalls nicht.
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